Am 27. Oktober 2022 widmeten wir uns einer spannenden Verkostung ganz im Zeichen des Syrahs. Eng verknüpft mit der nördlichen Rhône zeigte uns die Rebsorte an diesem Abend außerdem, wozu sie gewachsen auf dem Boden der Neuen Welt fähig ist. Willi Balanjuk übernahm die Moderation der Probe und versorgte die gutgelaunten Gäste mit interessanten Insider Informationen und ließ uns an seinen Erfahrungen, die er über Jahre hinweg während seiner Arbeit als Lektor und Journalist sammeln konnte, teilhaben.
Gestartet wurde mit einem saftigen Riesling Kupfergrube GG Reserve 2015 von Gut Hermannsberg, der die Runde mit seiner großen Spannung, stahligen Struktur und Aromatik nach nassem Stein perfekt auf die kommenden Syrahs einstimmte.
FLIGHT 1:
Jean Michel Gerin Côte-Rôtie La Landonne 1999
1999 beschreibt Willi Balanjuk in der Rhône als ein tolles, eher warmes Jahr. Der Wein zeigt das in super feinem, reifen Tannin, glänzt aber trotzdem noch einer eleganten, frischen Säure. Neben deutlich süßen Holzaromen steht eine pikante Würze, die sich aus Leder, Tabak, Wacholderbeere und Maggikraut zusammensetzt. Die Frucht geht eher ins rotbeerige als in dunklere Töne. La Landonne umfasst immerhin 4,5ha und liegt in der Côte Brune. Wie Willi berichtet, brauchen die La Landonne Weine immer etwas mehr Zeit als die La Turques und La Moulins und sind erst ab 15 Jahren und mehr richtig zugänglich. Dem 1999er von Gerin gibt er noch mindestens 10 Jahre eine hervorragende Perspektive.
Araujo Estate Syrah Eisele Vineyard 1999
Obwohl aus dem gleichen Jahrgang wirkt der Syrah von Araujo deutlich jünger im Glas, sowohl im Hinblick auf Farbe als auch aromatisch. Die Nase wirkt konzentriert und hedonistisch mit einem ätherischen Lift. Die Frucht zeigt sich hier dunkel mit saftiger Blaubeere und die Tannine sind zwar etwas deutlicher ausgeprägt aber dafür weniger engmaschig als beim Gerin. Ein toller Wein und spannender Kontrast zu seinem europäischen Gegenüber.
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FLIGHT 2:
Guigal Côte-Rôtie La Turque 1989
Der mit 100 Parker Punkten ausgezeichnete Wein zeigte auch an diesem Abend, was er so drauf hat. Von Willi liebevoll mit „drogenhaft“ beschrieben, überzeugt der Wein durch seine tolle Konzentration und vor allem Vielschichtigkeit. Neben einer mürb-herben Nase mit Unterholznoten, Früchtetee, Hagebutte und Ribiselkernen steht eine saftige süße Frucht am Gaumen, die von schokoladigen Holznoten unterstützt wird. Der Wein wurde in 200% neuem Holz ausgebaut (ein Jahr in 100% neuem Holz, danach noch ein Jahr in 100% neuem Holz), wirkt aber nach über 30 Jahren in der Flasche überhaupt nicht holzig sondern einfach nur betörend.
Penfolds Grange 1989
An diesem Abend leider Ausfall auf Grund von Kork.
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FLIGHT 3:
Rene Rostaing Côte-Rôtie La Landonne 2012
Das Jahr 2012 war im Vergleich zu 1999 noch wärmer, weshalb die Weine aus diesem Jahrgang in der Regel etwas ruhiger und runder sind. Im La Landonne von Rostaing fällt als erstes ein intensives Aroma nach Oliven Tapenade auf, das am Gaumen sogar noch präsenter wird als in der Nase. Das Tannin ist durchaus noch kräftig und bleibt lange im Mund, eine straffe Säure unterstützt den langen, feinen Abgang.
Araujo Estate Syrah Eisele Vineyard 2012
2012 gilt in den USA als ein ultimatives Rotwein Jahr. Der Eisele Vineyard kommt mit viel Fleisch auf den Rippen daher. Der feine, polierte Gerbstoff erzählt Geschichten von vielen sonnigen Stunden und deutliche Nougat und Kokosnussaromen bestätigen den Ausbau in amerikanischer Eiche. Ein Wein mit Power, der unglaublich viel Freude macht.
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FLIGHT 4:
Clarendon Fills Shiraz Astralis 1997
Der Australier erinnert aromatisch eher an die alte Welt als an die Neue. Die hohe Konzentration am Gaumen zeigt dann aber wieder eine australische Typizität. Frucht und Säure sind saftig und lassen einem das Wasser im Mund zusammenlaufen. Die Tannine sind fein aber stramm und der Abgang getragen von Sauren Drops Noten.
Sine Qua Non Impostor Mc Coy Syrah 1997
Der erste SQN in dieser Reihe startet in der Nase eher etwas rustikal aber keineswegs eindimensional und mit viel Süße am Gaumen. Weich, barock und beinahe klerikal sind Adjektive, die uns zusammen mit Willi zu diesem Wein einfallen.
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FLIGHT 5:
Chapoutier Hermitage Monier de la Sizeranne 2007
Im Rhôntal ein eleganter Jahrgang, zeigt sich der Chapoutier mit einer super dezenten, unaufdringlichen Aromatik. Monier de la Sizeranne stammt aus verschiedenen Hermitage Lagen und ist oft etwas schlanker um die Mitte herum. Neben kernigem Tannin gefällt besonders die getrocknete Kräuterwürze bei diesem Wein.
Sine Qua Non Non Labels Syrah 2007
Ein Wein mit extremer Konzentration in der Nase und am Gaumen. Reife dunkle Frucht mit Zwetschke, Brombeere und Blaubeere. Auch hier wird wieder viel einnehmende Ruhe ausgestrahlt, wie schon beim 1997er. Ein massiver Wein, der langsam aber stetig über den Koster hinwegrollt und uns vollkommen eingenommen hat.
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FLIGHT 6:
Andremily Syrah No.3 2014
Ein besonders spannender Flight, bei dem wir das Produkt des langjährigen Kellermeisters Krankls aus dem gleichen Jahr in direkter Gegenüberstellung verkosten können. Andremily zeigt sich vergleichsweise expressiv in der Aromatik und etwas ungestümer als der SQN. Eine reife, aber nicht überreife saftige Frucht steht am Gaumen dunklen Schokoladenoten entgegen und ein super engmaschiges Tanningerüst bestätigt die extrem hohe Qualität.
Sine Qua Non Piranha Waterdance Syrah 2014
Der Kontrahent des Andremily Syrahs wurde von Robert Parker mit 100 Punkten ausgezeichnet, wie wir finden zu großem Recht. In der Nase wieder mehr Understatement mit roter und schwarzer Frucht und noch süßem Holz, aber am Gaumen erneut die bewährte Handschrift Krankls. Ruhig und gelassen aber trotzdem mit so viel Druck, wie es wenige Weine im Glas schaffen. Egal ob 1997. 2007 oder 2014 die Reihe der SQNs präsentiert sich an diesem Abend auf unfassbar hohem Niveau und lässt großes Kino ganz mühelos erscheinen.
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ON TOP:
Dorli Muhr Syrah 2017
Zu den Spezialitäten von der Greißlerei Edelschimmel genossen wir den herrlichen Syrah von Dorli Muhr, der mit seiner saftigen roten Frucht und dem fein-eleganten Körper bestens in unsere Reihe passte. Hier zeigt sich kein Hauch von Überreife oder Opulenz sondern alles fokussiert und knackig. Die Tanninstruktur ist besonders spannend, kalkig anmutend und gibt dem Wein eine tolle Länge. Viel Trinkfluss!
ÜBER DIE WEINGÜTER DES ABENDS:
Jean Michel Gerin
Das Weingut wurde 1983 mit dem Kauf eines Grundstücks in der Côte Rôtie gegründet und produzierte die ersten Flaschen 1987. Bereits 1988 wurde „Les Grandes Places“ zum ersten Mal separat vinifiziert und seit 1996 bereichert der „La Landonne“ das Portfolio des Betriebs. Heute umfasst das Gut rund 17ha im Rhônetal wo neben Syrah auch Viognier angebaut wird.
Holz wird in der Domaine Jean-Michel Gerin durchaus mutig eingesetzt, ohne die Weine dabei zu erdrücken. Die leicht süßen, würzigen Eichenaromen verbinden sich besonders nach ausreichend Flaschenreife mit den pikant, pfeffrigen und ledrigen Noten des Syrahs. Hier werden ohne Frage Weine für die Langstrecke produziert.
Weingut Eisele
Eisele Vineyard umfasst 15 ha warme, steinige Böden auf einem alluvialen Fächer östlich von Calistoga – geschützt durch die Palisades Mountains im Norden und gekühlt durch westliche Brisen vom Chalk Hill Gap. Der Weinberg wurde erstmals vor über 130 Jahren gepflanzt und zuletzt nach Milton und Barbara Eisele benannt, die das Anwesen 1969 kauften. Bart und Daphne Araujo erstanden das Anwesen 1990 und nannten es Araujo Estate. Sie führten biodynamische Methoden ein und ihre Weine gehörten zu den begehrtesten im Napa Valley. Im Jahr 2013 übernahm François Pinault, der schon Château Latour in Bordeaux, Domaine d’Eugénie in Burgund und Château Grillet in der Rhône in seiner Weingruppe Artémis Domaines in Besitz hat.
Guigal
Die Domaine Guigal wurde 1946 von Etienne Guigal in Ampuis, einem kleinen alten Dorf und Wiege der Appellation Côte-Rôtie, gegründet. 1961 übernahm Marcel Guigal, obwohl noch sehr jung, die Leitung des Hauses zusammen mit seinem Vater. 1975 wurde ihr Sohn Philippe geboren, heute Önologe des Hauses. Zusammen mit seiner Frau Eve vertritt er die dritte Generation und führt das Familienwerk im Dienste der Großen Weine des Rhône-Tals fort.
Seit den 1980er erwarb Guigal nach und nach verschiedene Weingüter, darunter Vidal-Fleury, Château d’Ampuis, Jean-Louis Grippat und Vallouit.
Rene Rostaing
Die Domaine René Rostaing in Ampuis steht für Côte Rôtie der ersten Güteklasse und «la Syrah pure». 1971, als René seinen ersten Jahrgang kelterte, verfügte er über bescheidene 1,5 ha, aufgeteilt auf die Lagen Côte Blonde und La Landonne. Über die Jahre wuchs das Weingut auf 9,5 ha in Côte Rôtie und 1 ha in Condrieu.. Die Rotweine werden alle nach ziemlich demselben Muster vinifiziert und anschliessend in Burgunder Piècen und 600 Liter Fässern ausgebaut. Wobei beim Côte Blonde bescheidene 5% Viognier mitverarbeitet werden, die den Wein etwas femininer werden lassen.
Sine Qua Non
Das im Ventura County liegende Weingut hat sich den klassischen Rhone-Rebsorten verschrieben – allen voran Grenache und Syrah. Mit dieser Ausrichtung stand Sine Qua Non nicht allein da: Als «Rhфne-Ranger» bezeichnen sich schon seit Beginn der 90er Jahre eine ganze Reihe von amerikanischen Winzern mit ähnlichem Konzept. Manfred Krankl aber ist ein Künstler. Unter dem Namen Sine Qua Non (‚absolut unverzichtbar’) machen er und seine Frau Elaine unvergleichliche Weine, von den zwar jeder eine Einzelkreation ist und keiner dem anderen gleicht, die aber dennoch ein einzigartiger Stil und Wiedererkennungswert verbindet. Stammten die frühen Weine von Sine Qua Non ausschließlich aus zugekauftem Traubengut aus legendären Central-Coast-Rebbergen wie Bien Nacido, Stolpman oder Alban, arbeiten Elaine und Manfred Krankl heute fast vollständig mit Frucht aus ihren eigenen vier Vineyards, nämlich Eleven Confessions (Santa Rita Hills AVA), Cumulus Vineyard (Oak View, unmittelbar neben der Kellerei), Third Twin (Santa Ynez Valley AVA) und Molly Aïda (Tepusquet Canyon). Insgesamt bewirtschaften sie rund 25 Hektar, produzieren aber noch immer lediglich 50 000 Flaschen Wein pro Jahr.
Clarendon Hills
Roman Bratasiuk gründete Clarendon Hills im Jahr 1990. Als ausgebildeter Biochemiker brachte Roman sich selbst bei, wie man Wein herstellt. Romans zutiefst prophetische Vision führte dazu, dass er 1990 das Single-Weinberg-Konzept für australische Weine einführte. Roman leistete auch Pionierarbeit in der australischen Grenache-Kategorie mit der Veröffentlichung von Australiens erstem Single-Weingut, 100 % Grenache: dem 1991 Clarendon Hills Blewitt Springs Grenache. Mit der Entdeckung des Weinbergs Astralis Syrah in Blewitt Springs im Jahr 1990 entdeckte er auch einen der größten Einzelweinberge Australiens. Seine unermüdliche Hingabe an sein Handwerk in den letzten 34 Jahren und seine beharrliche pragmatische Verfeinerung in den letzten 3 Jahrzehnten haben die Entwicklung von Clarendon Hills vorangetrieben einen weltweit erstklassigen Ruf.
Chapoutier
1928 kaufte Maruis Chapoutier das Anwesen La Ciboise (1,15 Hektar) von der Literatenfigur Robert Monier de la Sizeranne und schuf 1929 das neue Weingut M. Chapoutier am Fuße des Hermitage-Hügels. 1989 wurde zum ersten Mal die Parzellenselektionen oder Sélections Parcellaires kreiert und als Michel Chapoutier 1990 die Leitung übernahm, begann er, seinen Glauben an den biologisch-dynamischen Anbau umzusetzen. Michel Chapoutier ist bekannt als Visionär und bestreiter neuer Wege. Sein umfassendes Weininteresse lebt er außerdem in der Erweiterung des Chapoutier Imperiums aus, das zahlreiche Domains innerhalb und außerhalb Frankreichs umfasst, darunter Domaine de Bila-Haut,Dominio del Solo, Château des Ferrages, Dos Lusiadas, Domaine Roc Folassière, Schieferkopf, Domaine Tournon, Sant-Étinenne, Trenel und Maruis by Michel Chapoutier.
Andremily
Jim Binns war über zehn Jahre lang Manfreg Krankls rechte Hand bei Sine Qua Non und dürfte deshalb für viele Weinliebhaber kein Unbekannter sein. Andremily ist nun sein eigenes, noch kleines Weingut, benannt nach seinen beiden Kindern Andrew und Emily. Die Trauben stammen zum einen aus dem Weinberg der Familie Larner im Ballard Canyon (Solvang) und zum anderen aus White Hawk Vineyard, der im Cat Canyon (Los Alamos) liegt. Hier interpretiert er den Syrah auf seine ganz persönliche Art und Weise und lässt das Terroir seiner Heimat sprechen. Dafür wird er mit ähnlich hohen Bewertungen wie Lehrmeister Krankl belohnt.