Krug CEO Maggie Henriquez zu Gast bei trinkreif

HOW TO BECOME A KRUG LOVER IN ONE DAY

Joseph Krug war ein eindrucksvoller und mutiger Mann. Mit damals stattlichen 43 Jahren gründetet er 1843 die Maison Krug mit der Vision nicht nur in besonderen Jahrgängen, sondern jedes Jahr einen außergewöhnlichen Champagner zu produzieren. Die Geburtsstunde des eigentlichen Stars des Hauses - der Krug Grand Cuvée, von der mittlerweile ohne Unterbrechung 169 Editionen erschienen sind. Dabei ging es Joseph Krug darum, unabhängig von den klimatischen Bedingungen eines Jahrgangs, jedes Jahr einen großartigen Champagner mit ganz individuellem Charakter herzustellen. Zusätzlich zur Grand Cuvée wollte er eine zweite Art Champagner produzieren, die in Spitzenjahren, den besonderen Charakter des Jahrgangs zum Ausdruck bringt: Krug Vintage und in weiterer Folge die Vintage Collection. Die Lagenchampagner Clos de Mesnil und Clos d’Ambonnay haben erst etwa 150 Jahre später das Sortiment ergänzt.

Maggie Henriquez ist eine eindrucksvolle und mutige Frau. Sie ist 2009 dem Ruf an die Spitze des damals krisengeschüttelten Champagnerhauses Krug gefolgt und hat wie sie es selbst beschreibt alles und doch nichts geändert. Hartnäckig hat sie sich auf die Spurensuche der Anfänge des legendären Hauses, des Vermächtnisses von Joseph Krug und der Frage nach dem ‚why‘ gemacht. Sie hat Krug nicht neu erfunden, sondern neu entdeckt und die Träume des Gründers in das 21. Jahrhundert transformiert und Krug zu einem progressiven Champagnerhaus weiterentwickelt, dass seinen Wurzeln und der Vision des Gründers dennoch treu bleibt.

Wir waren hoch erfreut als Maggie unserer Einladung, in Wien gemeinsam einige der besten Krug Champagner zu verkosten, gefolgt ist. Am 17. Oktober war es dann soweit und wir haben einen grossartigen Nachmittag und Abend gemeinsam verbracht:Gemeinsam mit LVMH Österreich haben wir nachmittags Gastronomie- und Pressevertreter zu einem Meet & Greet mit Verkostung von drei wunderbaren Krug Champagnern aus dem aussergewöhnlichen Champagner-Jahr 2002 in den Saal der Labstelle Wien geladen. Nach einer noch sehr frischen Grand Cuvée Edition 168 als Aperitif durften wir den eindrucksvollen, im Jahr 2015 degorgierten Clos d’Ambonnay 2002 (Krug ID 4 15 067) - ein reinsortiger Pinot Noir Champagner - verkosten. Ein exklusives Erlebnis, um dass uns viele Champagnerliebhaber beneiden. Dorli Muhr hat diesen Augenblick so treffend beschrieben, dass wir es nicht besser könnten: ‚Um den Luxus des Genusses noch zu steigern, wurde zu jedem Champagner das genau passende Musikstück mit dem genau passenden Instrument gesucht. Und dann geschah das Wunder, dass ein 2002er Clos D’Ambonnay, gerade noch etwas kantig und unzugänglich, durch die akustische Synthese mit Bachs Cello Suite plötzlich weich, harmonisch, balanciert wurde und größtes Glück vermittelte. Man kann nicht anders: man wird in diesen Bann gezogen, man fühlt, dass es noch mehr gibt, als einfach essen und trinken. Es ist eine Art höhere Sphäre, in die Du eintrittst.‘Gemäss dem Motto ‚From Solist to Orchestra‘ haben wir nach dem Clos d’Ambonnay einen ebenfalls 2015 degorgierten Krug 2002 (Krug ID 4 15 065) und zum Abschluss eine 2008 degorgierten Krug Grand Cuvée 158ème Edition (Krug ID 1 08 002) verkostet. Die Reihenfolge ist kein Zufall. Zuerst der Lagensolist, dann der Jahrgangschampogner um zum Schluss die orchestrale Grand Cuvée - eine Komposition von mehr als 100 ‚Instrumenten‘ die aus 400 verschiedenen Grundweinen ausgewählt werden. Die Gründungsidee von Joseph Krug als Höhepunkt der Verkostung.

Dem bereits berührenden Nachmittag folgte eine außergewöhnliche Abendverkostung in kleinem Rahmen im wunderbaren Spiegelsaal des Park Hyatt Vienna, die uns und allen Gästen sehr lange in Erinnerung bleiben wird. 16 Champagner aus Jahrgängen zwischen 1985 und 2003 haben die Philosophie des Hauses unterstrichen und eindrucksvoll die Lagerfähigkeit dieser großen Champagner unter Beweis gestellt. Für viele Champagnerfans nichts neues, haben Clos des Mesnil, Vintage, Vintage Collection und Grand Cuvée bewiesen, dass sie nicht nur ausgezeichnet mit Musik harmonieren sondern auch tolle Speisenbegleiter sind.

Ein riesen Dankeschön an Maggie Henriquez für ihren Besuch, die spannenden Einblicke in die Welt von Krug und die inspirierenden Erzählungen aus deren Geschichte. Es war ein fantastischer Tag, der jene von uns die bisher nur Krug Fans waren zu Krug Lovern gemacht hat.


P.S.: Was es mit der Krug ID auf sich hat, findet man am leichtesten auf krug.com heraus.

VERKOSTUNGSNOTIZEN Julius Neubauer:

Apero: 

KRUG Grande Cuvee MAGNUM Edition 166 (Basis 2010)

Noch sehr ungestüm und jugendlich - selbst wenn die Releases der Grande Cuvee in der Magnum immer zwei Editions-Nummern hinter den 0,75l-Flaschen liegen. Ein wahrlich „schmerzbefreiter“ Apero & Einstieg in den Abend.

Flight 1:

KRUG Clos du Mesnil 1998
KRUG 1998

Ein sehr spannendes Paar. Beides sehr präzise und elegante Weine, die eine deutliche Kühle ausstrahlen. Mesnil hat klar die Nase vorne. Im Glas Noten von Fenchel, Sternanis und Mandarine. Der Vintage wirkt stämmiger. Es war übrigens der erste seit 1981 in dem der Chardonnay den Löwenanteil stellt (46%).

Flight 2:

KRUG Clos du Mesnil 2003
KRUG 2003 MAGNUM
KRUG Grande Cuvee 159 (Basis 2003)

Sehr deutlich war der Bruch zum ersten Flight, war 2003 doch eines der frühesten und heißesten Jahre in der Champagne (Die Lese begann bereits am 23. August - das war das letzte Mal 1822 der Fall!).

Clos du Mesnil mit „weihnachtlichem“ Esprit im Glas - Ingwer, Brioche, gebrannte Haselnüsse - aber etwas unstrukturiert im Abgang.

Vintage 2003 sicher der stärkste Wein des Flights - großzügig, mundfüllende, cremige Perlage - ein wahrer Wohlfühl-Champagner. In extremen Jahren macht es sich belohnt mehrere Stellschrauben zu haben . Pinot Noir dominiert die Cuvee - ein sehr hoher Anteil von 25% Pinot Meunier verleiht dem Wein die Frische und Struktur, die wir beim Mesnil vermisst haben - großes Kino!

Den Flight komplettierte eine leider leicht beeinträchtigte Flasche Grande Cuvee - zarter Kork, keine Notiz.

Flight 3:

KRUG Clos du Mesnil 1985
KRUG Collection 1985
KRUG Vintage 1985
KRUG Grande Cuvee 141eme Edition (White Label)

Leider beginnt der dritte Flight so wie der Zweite endete - eine leicht beeinträchtigte Flasche Clos du Mesnil 1985 - kein Kork, aber deutlich reifer als er sein sollte - Maggie Henriquez vermutet einen suboptimalen, trockenen Korken als Ursache. Wir notierten uns Bratapfel, Zitronenkonfit und eine eher spröde Anmutung.

Spannend der Vergleich zwischen Collection und Vintage: 1985 war der letzte Jahrgang in dem die Collection „einfach nur“ eine (bereits degorgierte) länger in den Kellern der Maison gelagerte Version des Vintages war - die ausgedehnte Lagerung auf der Feinhefe begann erst mit den Folgejahrgängen. Die Flasche Vintage 1985 konnten wir vom englischen Händler Hatton&Edwards kaufen, welcher jene auf „special request“ bis 1999 in den Kellern der Maison lagern ließ, bis sie in den Markt kamen - eine „versteckte“ Collection? Sensorisch sehr nahe beieinander - dicht, komplex und konzentriert - die Flasche Collection eventuell mit einem Tick mehr Strahlkraft und Klarheit.

Die Überraschung des Flights war aber das Grande Cuvee, welches sich nach längerer Recherche von Maggie Henriquez auf die Edition 141 und somit den Basis-Jahrgang 1985 zurückführen ließ. Schon deutlich hochfärbig, aber mit intakter Perlage & wunderbaren Tertiär-Aromen:  Ein Hauch Teeblätter, gebrannte Mandeln, gelbe Blüten und Quitte - genial!

Flight 4:

KRUG Clos du Mesnil 1988
KRUG Collection 1988
KRUG 1988

Für alle Teilnehmer der Flight des Abends und für alle ein einmaliges Trinkerlebnis. Drei perfekte Flaschen am Tisch. 1988 gilt als Bilderbuchjahr in der Champagne - die Maison schreibt: „The year 1988 alternated perfectly between heat and rain until harvest, which took place between September 26^th and October 6^th. A year without excesses that created the conditions for a slow maturation while keeping a very high level of freshness."
Drei herrliche Weine, alle 3 gezeichnet von außerordentlicher Frische und Rasse.

Am beeindruckendsten der Mesnil: Bergamotte, Fenchelsamen, Kamille, nasse Kreide - am Gaumen sehr geradlinig, nahezu jugendlich wirkend. Die Säure wirkt noch etwas unruhig und erinnert an Passionsfrucht. Angenehme, wunderbar integrierte und unaufgeregte Perlage mit irrem Nachhall. Ganz ganz großes Kino - wird seinem Ruf gerecht - Wein des Abends.

Die Collection 1988 (welche ebenso wie der Vintage erst nach dem Jahrgang 1989 released worden ist) wird noch viel Zeit brauchen. Unsere Flasche mit der ID 417035 wurde Ende 2017 degorgiert. Die Nase wirkt noch verhalten, gibt aber etwas Weihrauch, gelbe Apfelschale und Nelken preis. Am Gaumen schräg - die Reifenoten treffen auf eine jugendlich wirkende und leicht ungestüme Perlage - auch die Säure noch nicht perfekt integriert. Unser Fazit: Kaufen & einlagern - revisit 2030.

Der Vintage 1988 zeigt sich an dem Abend in Topform - hat uns aber auch noch nie enttäuscht. Aktuell sicher die genussvollere Wahl als die Collection.

Flight 5:

KRUG Clos du Mesnil 1989
KRUG Collection 1989
KRUG 1989

Mit bereits leicht getrübten Sinnen - und den Notizen bereits weniger Aufmerksamkeit widmend - sind wir beim letzten Flight angekommen, der warme und weicher anmutende Jahrgang 1989.
Eine gute Wahl für den letzten Flight. Alle drei Weine vermittelten eine wohlige Wärme und zeigten sich perfekt am Punkt.
Großzügig und kraftvoll - in meinen Notizen entziffere ich noch helles Nougat, Ringlotten, Nussbrot und beim Mesnil etwas Lavendel.
Mein Favorit aus dem Flight ist klar die Collection.

Übrigens sind wir immer auf der Suche nach gereiften Krug Champagner. Mehr zu Champagner Ankauf. Wir zahlen gute Preis für perfekt gereifte Champagner