Nachlese Verkostung ’30 Jahre danach – Jahrgang 1990′
 

Nachlese Verkostung '30 Jahre danach - Jahrgang 1990'

 
Auf diese '30 Jahre-danach'-Verkostung haben wir uns schon lange gefreut und aus dem Jahrhundertjahrgang 1990 weiße Highlights aus Österreich und rote Highlights aus dem Bordeaux verkostet.

Es war das gewünschte Weinfest, ein grossartiger Weinabend und wir finden der Jahrgang 1990 hat die hohen Erwartungen erfüllt. Die Favoriten des Abends waren nicht ganz überraschend F.X. Pichler Riesling Kellerberg, Knoll Grüner Veltliner Vinothek, Margaux und Haut Brion.

Ein herzliches Dankeschön für die aktive Mitwirkung. Wir haben einige visuelle Eindrücke des Abends festgehalten und unsere Verkostungsnotizen zusammengefasst.

FOTOGALERIE



 

UNSERE VERKOSTUNGSNOTIZEN

APÉROS:

Hirtzberger Grüner Veltliner Rotes Tor Federspiel 1990

Ein würder Einstieg. Erstaunlich was auch Federspiele drauf haben und welche Langlebigkeit sie besitzen. In der Nase Feuerstein und Pilz - ingesamt schon deutliche Altersnoten. Am Gaum ungemein frisch mit wunderbarer Säure. Mit 11,9% ein sehr kräftiger Federspiel. Zwei sehr gute Flaschen, wobei die zweite etwas voluminöser wirkt und noch mehr Zug hat. 

Dom Perignon 1990

Ein Traum von einem Champagner. Hat nach wie vor eine gewisse Frische und eine leichte, angenehme Perlage. Süss, cremig in der Nase. Und ein Hauch Marille. Am Gaumen kräftig mit toller Länge. Ein typischer Dom Perignon - in diesem Fall at its best. Beeindruckend wie das berühmte Champagnerhaus bei dem Output - mittlerweile 5 Millionen Flaschen pro Jahrgang - so eine Qualität liefern kann. 

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FLIGHT 1: RIESLINGE AUS DER WACHAU

FX Riesling Kellerberg 1990 

Ein knappes Rennen zwischen FX und Vinothek von Knoll was die Punkte unserer internen Wertung betriff. Jedenfalls eine singende Flasche Kellerberg. Orange und Minze in der Nase. Sehr einladend, fast verführerisch - die Vermutung, dass dafür ein kleiner Anteil Muskateller verantwortlich ist, konnte das Weingut nicht bestätigen. Zwar wurde in den 80er und 90er Jahren am Kellerberg Muskateller angebaut, aber nicht gemischt gesetzt sondern in zwei kleinen, separaten Parzellen, deren Ernte auch reinsortig ausgebaut wurde. Am Gaumen nach wie vor eine herrliche Frische und wunderbare Säurestruktur. Ein Wein den man lieber nur durch zwei teilt. 

Hirtzberger Singerriedel 1990

Hat es schwer gegen die perfekte Flasche Kellerberg. Typische Hirtzberger Stilistik. Deutlich mehr Gerbstoff und Botrytis. Entwickelt sich im Glas besser, ist aber nicht auf Kellerberg Niveau. Da waren wir alle einer Meinung.

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FLIGHT 2: WACHAU OHNE RIESLING UND GRÜNER VELTLINER

Bründlmayer Chardonnay 1990 

Eine sehr gute Flasche. Mit dem Kellerberg noch im Nachklang, tut sich dieser Wein natürlich etwas schwer. Die Farbe deutlich dunkler, aber keine Spur von Oxidation. Honig in der Nase, Quitte und Mandarine. Ein top Chardonnay, der sich auch international nicht verstecken braucht v.a. was die Langlebigkeit betrifft. 

F.X. Pichler Sauvignon Blanc 1990

In dem Flight gefällt den meisten Chardonnay besser. Mit Luft im Glas entwickelt sich der Wein deutlich zum Positiven. Zuerst in der Nase verhalten. Fast nicht als Sauvignon wahrnehmbar. Nach ein paar Minuten schlägt der Sauvignon dann zu. Der Wein noch immer viel Säure und eine ganz feine kräutrige Nase. Im Abgang fehlt im Vergleich zu den bisherigen Weissweinen etwas die Länge. 

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FLIGHT 3: KNOLL IN-HOUSE-DUELL

Knoll Grüner Veltliner Schütt und Grüner Veltliner Vinothek 1990

Schütt zeigt sich verschlossen und gedämpft. Relativ rasch ist sich die Runde einige, dass ein minimaler Kork den Wein trübt. Der Wein wirkt im Abgang dadurch bitter und es bedarf keinerweiteren Beschreibung. Schade. Vinothek entschädigt für die kurze Enttäuschung voll und ganz. In der Nase karamell, frisch, Maracuja. Am Gaumen eine herrliche Salzigkeit. Wunderbar gereift und trotzdem fern von alt. Bombastischer Abgang. Nach 30 Jahren immer noch ein eleganter Kraftlackel, ein Weinmonument aus der Wachau. Für uns mit Kellerberg der Weißwein des Abends. 

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FLIGHT 4: MARGAUX ERST- UND ZWEITWEIN

Château Margaux vs. Margaux Pavillon Rouge 1990

Eigentlich ein unfairer Vergleich und am Papier muss der Erstwein den Pavillon Rouge deutlich abhängen. Der Pavillon hat natürlich gegen den 100 Punkte Margaux keine Chance, war aber wesentlich besser als die 86 Parker Punkte vermuten lassen.  Erstaunlich frisch und mit guter Struktur. Schöner Zweitwein - nicht außergewöhnlich aber gut. Margaux 1990 hingegen pfeifft und erfüllt die hohen Erwartungen voll und ganz. Es ist für uns nach wie vor einer der besten Bordeaux vom Linken Ufer, die wir kennen - wenn nicht der Beste. Ein Monument. Perfekte Margaux Stilistik. Kräutrig und ätherisch, tolle Frucht, leichte Lakritze - sehr schmeichelhaft. Eine Tiefe und eine Länge, die seinesgleichen sucht. 

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FLIGHT 5: PAUILLAC GEGEN SAINT JULIEN

Château Lynch Bages 1990

Als Lynch Bages Fans nach dem Margaux nicht ganz einfach, Der Wein hat alles was ein perfekter Wein braucht. Süße, Länge, eine tolle Struktur und ordentlich Druck am Gaumen. Obwohl er deutlich hinter dem Margaux ist, ein wirklich sehr schöner Wein. 

Château Leoville Las Cases 1990

Leider fehlerhat und dadurch der schwächste Wein des Abends. Es ist kein Kork, aber ein metallischer Geschmack. Am Gaumen kann man das Potenzial eine guten Flasche zwar erahnen, aber der Wein ist eingetrübt. Oder wie es Peter Moser sagte: ein Gatsch-Wein. 

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FLIGHT 6: RECHTES GEGEN LINKES UFER

Château L'Evangelie 1990

Für fast alle die Überraschung des Abends. Fällt neben Haut Brion nicht weit zurück. Wir haben Flaschenglück. Die mittelmäßigen Bewertungen damals lassen sich bei dieser singenden Flasche nicht nachvollziehen. Eine perfektes Zusammenspiel zwischen den 70% Merlot und den 30% Cabernet Franc. Nicht ganz so kräftig wie Haut Brion aber eine schöne Tannin-Struktur und wunderbare Länge. 

Château Haut-Brion 1990

Gäbe es Margaux nicht, wäre das der Wein des Abends. Für uns ein Gleichstand. Beide Weine sind Jahrhundertweine und beides waren grandiose Flaschen. Haut-Brion in der Nase Bordeaux in Perfektion. Fein gewürzig. Am Gaumen ein Schmelz, dass es einem umreißt. Ultra langer Abgang. Leider mit 0.75 einfach das falsche Format.

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ZUM ABSCHLUSS SAUTERNES

Chateau d'Yquem 1990

1990 ist einer der wenigen Jahrgänge in denen sowohl die Rotweine aus dem Bordeaux als auch Sauternes aussergewöhnliche Spitzenweine hervorgebracht haben. Wunderschöne goldene Farbe, in der Nase getrockenen Marille und kandierte Nüsse. Am Gaumen noch deutliche Fruchtnoten. Für einen unglaublichen langen Abgang braucht es gar nicht viel im Glas. Ingesamt ein grossartiger Abschluss, den wir aber gerne in 30 Jahren nochmals probieren möchten.