Protokoll eines hedonistischen Abends
 

Protokoll eines hedonistischen Abends

 
Die vierte Ausgabe von #schmerzbefreittrinken am 7 Juni war wieder ein großartiger Abend mit vielen Wein-Highlights in einer gut gelaunten Runde von Weinliebhabern. Das Konzept von #schmerzbefreittrinken ist ganz einfach: Wir öffnen unsere Schatzkammer, wählen ca. 15 unserer schönsten Weine aus und genießen diese mit Gleichgesinnten. Zum Champagner gibt es immer Osietra Alpenkaviar. Vor Corona aus der 500 Gramm Dose, jetzt für jeden eine eigene kleine 50 Gramm Portion. Auch nicht schlecht.

Als Apero haben wir eine Magnum Von Winning Riesling MarMar 2017 serviert. In Barrique ausgebaut, wahrscheinlich einer der untypischsten deutschen Rieslinge überhaupt. MarMar kommt aus der Forster Toplage Forster Ungeheuer. Der Riesling kommt aus einer speziellen Parzelle, die zwischen zwei nahegelegenen Seen liegt. Noch sehr jung ist das Holz deutlich zu spüren, aber der Wein präsentiert sich dennoch sehr fein. Dicht, cremig mit gutem Schmelz. Wir haben Steinobst in der Nase, aber auch Zitrus. Tolle Länge am Gaumen, bereits fantastisch zu trinken. Für Julius und Markus der Weißwein des Abends.

 

1. AKT: SCHAUMWEIN UND KAVIAR

De Sousa Sousa Mycorhize Grand Cru Extra Brut
Osietra Alpenkaviar

Ein toller Einstieg und Auftakt zu unserer Vorspeise: Osietra Kaviar aus Hinterstoder. Feines mittelgroßes Korn, angenehm, aber nicht zu cremig, feine nussige Noten und nicht zu salzig. Klassisch serviert mit Weißbrot und Butter.

Der Champagner ist der absolute Preis-Leistungs-Hammer. Für unter EUR 65,- ist kaum mehr Champagner zu bekommen. Fein und lebhaft die Perlage, schöne Frucht, nicht zu aufdringlich. Elegant am Gaumen passt Mycorhize wunderbar zum feinen Kaviar.



2. AKT: ÖSTERREICHISCHE CHARDONNAY LEGENDEN

Tement Morillon Zieregg 1997
Velich Chardonnay Tiglat 1997 

Zwei österreichische Weinmonumente im Vergleich. Beide Weine deutlich Old-School und ausladend, aber doch sehr unterschiedlich. Zieregg mit praller Exotik in der Nase und am Gaumen, sehr füllig und schmelzig am Gaumen – aber bei weitem nicht plump. Zurecht einer der größten Zieregg der Tement-Geschichte.

Tiglat bereits etwas weiter als Zieregg. Kann auch an der Flasche liegen – wir bald wieder eine Flasche öffnen um das prüfen ;-) Trotzdem ist der Wein ein Chardonnay-Denkmal aus dem Burgenland.

*****

3. AKT: REIF & JUNG AUS SANTA BARBARA

Sine Qua Non Omadhaun & Poltroon 1996
Sine Qua Non Tectumque 2017 

Die Cuvée aus 60% Roussanne und 40% Chardonnay erinnerte uns zurecht an Hermitage Blanc. Deutlich gereift zeigte sich der Wein nussig, weiß-floral, mit zarten Anklängen von Honig und Quitten. Der Wein hat wenig Säure und ist sehr üppig, viskos und ausladend, gegen Ende hin vielleicht ein wenig kurz – dennoch ein Weinerlebnis der besonderen Art.

Tectumque 2017 ist da schon deutlich gefälliger, aber immer noch kein Leichtgewicht. Blind wäre es uns schwer gefallen den Wein einzuordnen – Orangenblüte, Marillenlikör, Marzipan, Süßholz. Der Wein ist eine Cuvée aus 38% Roussanne, 31% Petit Manseng, 18% Chardonnay, 9% Vigonier und 4% Muscat – erklärt etwas die aromatische Vielfalt. Am Gaumen zeigte sich der Wein sehr mächtig – viel Druck und Länge, wenn auch noch zart alkoholisch unterlegt.

 



4. AKT: ROTHSCHILD FAMILIENDUELL DAS KEINES WAR

Chateau Lafite Rothschild 1986 
Chateau Mouton Rothschild 1986 
Chateau L‘Eglise-Clinet 1989

Mouton 86 hat wie erwartet viel Luft gebraucht, zeigte sich dann aber verführerisch klassisch. Viel Cassis & Leder in der Nase, der Gerbstoff wie erwartet kernig, aber nicht überfordernd. Das „ewige Talent“ beginnt sich zu öffnen.

Lafite 86 leider Kork – der von uns als Ersatz geöffnete 89er Eglise Clinet hedonistisch füllig, weich und saftig – ein Parade-Pomerol! Für uns an diesem Abend der zugänglichere Bordeaux im Vergleich zu Mouton 1986. Ein trinkanimierender Wein, der aktuell sehr viel Spaß macht.

*****

5. AKT:  BORN IN THE USA (1994)

Beringer Cabernet Sauvignon Private Reserve 1994 
Opus One 1994 

Ein spannendes Duo – Opus One der „Bordeaux-esquere“ der beiden, mit etwas Sandelholz, Zigarrenkiste und nur zartem Cassis. Der Beringer hingegen voll im Saft, kräutrig-laut, mit kalifornischer Wärme und Fruchtintensität am Gaumen. Pures Trinkvergnügen!

*****

6. AKT: IM RHONE-HIMMEL

Rayas Chateauneuf du Pape 2001 
Guigal Cote-Rotie La Turque 2001 

Ein gigantischer Flight, mit zwei sehr unterschiedlichen Weinen: Reinsortiger Grenache gegen (nahezu) reinsortigen Syrah, Nord gegen Süd.

Rayas mit verführerischer Süße am Gaumen, perfekt samtigen Gerbstoff und immenser Länge. In der Nase burgundische Anklänge, mehr Würze als Frucht, die klassische Tomaten-Note hat auch nicht gefehlt. Ein Meisterwerk an Balance und Eleganz – ganz großes Kino, am Punkt.

Guigal wirkte noch sehr jugendlich, in der Nase sowie auch am Gaumen. Nach gut vier Stunden in der Karaffe notierten wir Kirschlikör, Oliventapenade, etwas kalten Rauch, verbrannten Gummi. Der Gerbstoff wirkte noch etwas ungestüm – die Säure etwas unrund, Geduld wird sich belohnt machen. Unerwartet kühle Art am Gaumen, faszinierend!

*****

7. AKT: DAVID & GOLIATH DER RIESLING AUSLESE 

Gantenbein Riesling Auslese 2005 
Egon Müller Riesling Scharzhofberg AL 2005 

Wir alle kennen folgenden Moment. Du verkostest einen hervorragenden Wein und freust dich auf das Glas. Direkt danach verkostet du einen herausragenden Wein und der erste Wein des Flights wirkt plötzlich schwach. So ergeht es uns mit Gantenbein und Egon Müller. Die 2005er Auslese von Gantenbein ist sehr duftig in der Nase. Wir haben auch Tee und Honig. Am Gaumen elegant und kräftig, nach wie vor eine gute Säurestruktur. Egon Müller bietet in der Nase schon eine betörende Exotik und ganz feine Kräuter. Die Dichte und Struktur des Weins am Gaumen haut uns um. Begeisterung!



DA CAPO

Vega Sicilia Unico Reserva Especial Release 1990 (1968/1970) 
Sine Qua Non The Thrill Of Stamp Collecting Syrah 2009 
Bollinger R.D. 1982