Im Rahmen unseres trinkreif bittet zu Tisch-Wochenendes in der Villa Langer am Attersee gab es auch dieses Jahr eine besondere Raritätenverkostung - heuer zum Thema Syrah. Wir haben neun Weine aus drei unterschiedlichen Regionen verkostet – alle von legendären Weingütern, die bereits mehrfach mit 100 Punkten augezeichnet wurden. Die Kulisse bot eine wunderbare Villa in Steinbach am Attersee und traumhaftes Spätsommerwetter.
Drei Flights, neun Highlights
Verkostet wurde in drei Flights. Blind. Jeweils eine Runde und dann die Gelegenheit alle Weine nachzuverkosten. Zuerst die drei LaLas. Soviel sei vorweggenommen, gegen den Rest waren diese Weine filigran, mit einer Eleganz und einer Frische nach fast 25 Jahren, die wir nicht in dieser Finesse erwartet hatten – und mit 13% Vol. auch im Alkohol nahezu Leichtgewichte. Das war ein beeindruckender Start. Belüftet hatten wir nur La Landonne, zirka zwei Stunden vor dem Tasting. Die anderen beiden Weine aus dem Flight wurden 20 Minuten vor der Probe karaffiert.
Guigal Cote-Rotie La Turque 1994 mit 96 Parker Punkten
Guigal Cote-Rotie La Mouline 1994 mit 95 Parker Punkten
Guigal Cote-Rotie La Landonne 1994 mit 98 Parker Punkten.
La Landonne war für viele der elf Teilnehmer der Sieger des Flights. Wobei das im Nachhinein noch schwieriger zu beschreiben ist als beim Tasting. Alle drei Weine waren großartig – perfekt trinkreif. La Mouline der Schwächere im Voting, jedoch auf sehr hohem Niveau.
Down Under: ganz großes Weinkino
Im zweiten Flight haben wir uns Australien vorgenommen. Die Stilistik der Weine war total anders, nahezu entgegengesetzt zu Guigal. Hill of Grace kannte niemand am Tisch: Der teuerste Wein im Flight, aber nicht der Sieger. Grange hat alles überstrahlt. „Ungemein verführerisch im Bukett, intensive ätherische Nuancen nach Pfefferminze und Eukalyptus, Anklänge von Heidelbeeren, schokoladige Noten, facettenreich“, schreibt Peter Moser im Falstaff-Tasting im Februar 2018. Und weiter: „Stoffig, schokoladig, rund und harmonisch, perfekte Tannine, süß und nicht enden wollend, feine Säurestruktur im Abgang, mineralisch-salzig im Nachhall, hört nicht auf. Ganz großes Gaumenkino.“ Können wir nachvollziehen. Ein Wein, den man lange nicht vergisst.
Überraschend groß war auch Astralis 1995 - zarter als Grange und nicht ganz so üppig und aufdringlich in der Nase. „Auch die Farbe war deutlich heller und der Wein roch sehr jugendlich nach roten Beeren, Stachelbeeren, Kirschen und noch ein bisschen Holz. Am Gaumen hielt der Wein, was er in der Nase versprach“, beschreibt ihn Mitverkoster Ben Zimmerling, Sommelier im Hotel Dachsteinkönig. Astralis war unser Preis-Leistung-Sieger des Nachmittags.
Penfolds Grange 1998 mit 98+ Parker Punkten und 100 Falstaff
Clarendon Hills Astralis Shiraz 1996 mit 96 Parker Punkten
Henschke Hill of Grace 1993 mit 91 Parker Punkten
Unschlagbar - Sine Qua Non gereift
Und dann kam noch der für uns alle krönende Abschluss. Drei Mal Sine Qua Non gereift, jeder Wein eine Legende für sich. Manfred Krankls Weine sind in der Jugend oft üppig und fast aufdringlich, marmeladig und schwer. Gereift haben sich diese drei Kraftlackel ganz anders präsentiert. Elegant ist sicher am anderen Ende der Skala, aber als fett sind alle drei beim besten Willen nicht zu beschreiben. Just for the love of it spielt in einer eigenen Liga in diesem Flight – vielleicht der Wein des Tages. Oder doch Grange – nein La Landonne. Egal.
Sine Qua Non In Flagrante 2000 mit 96 Parker Punkten
Sine Qua Non Against the Wall 1996 mit 94 Parker Punkten
Sine Qua Non for the Love 2002 mit 100 Parker Punkten
Es war ein fulminantes Tasting, das im Festsaal der Villa begonnen hatte und auf der Seeterrasse endete. Die eine oder andere Flasche Grans Fassian Riesling Hofberg 2012 haben wir uns beim Sonnenuntergang noch gegönnt. Alle Verkoster waren glücklich und dankbar. Es war ein toller, unvergesslicher Nachmittag für alle anwesenden Weinfreunde.