Nachlese Unendlich & Mariental
 

Nachlese Unendlich & Mariental

 
Am 23. Juni haben wir uns zwei österreichische Weinlegenden gewidmet. Im Rahmen unseres 'im Laufe der Zeit'-Formats haben wir unterschiedliche Jahrgänge der beiden österreichischen Ausnahmeweine zwischen 1986 und 2020 verkostet. Mit dabei die sehr raren Ikonen Mariental 1986 aus der Magnum und der Unendlich Erstjahrgang 1998.

Die Anwesenheit von Lucas Pichler vom Weingut F.X. Pichler sowie Stephanie und Gerhard Triebaumer vom Weingut Ernst Triebaumer haben den Abend zu einem ganz besonderen gemacht und wertvolle Hintergrundinformationen geliefert. Das Tüpfelchen auf dem 'i' waren zwei Weine, die nie bzw. noch nicht in den Verkauf gekommen sind.

Wir haben uns in Absprache mit Lucas und Gerhard entschieden, zuerst die Rieslinge, dann die Rotweine und zum Abschluss die Grünen Veltliner zu verkosten. Eine Entscheidung, die sich als goldrichtig erwiesen hat. Die mächtigen Veltliner waren nach den eleganten Mariental am besten aufgehoben.

UNENDLICHE RIESLINGE

Lucas hat von der Entstehungsgeschichte des Unendlich erzählt und dass der Name seinen Ursprung in der Feststellung seiner Mutter hat, die bei der Erstverkostung des Weins diesem einen unendlich langen Abgang attestiert hat. Das besondere Etikett - das Bühnenbild der Mozart-Oper 'Die Zauberflöte' von Karl Friedrich Schinkel - ist auf die Opernleidenschaft seines Vaters zurückzuführen, der den Wein auch als mozartäisch bezeichnet hat.



- Riesling Unendlich Smaragd 1998
- Riesling Unendlich Smaragd 2002
- Riesling Unendlich Smaragd 2009
- Riesling Unendlich Smaragd 2017

Der Jungfernjahrgang präsentiert sich nach wie vor in ausgezeichneter Form, ist merkbar durch die jahrgangstypische Botrytis geprägt und zeigt schon klar auf, dass Weine mit der Bezeichnung Unendlich sehr kraftvoll und sehr lang im Abgang sind. Der Hochwasserjahrgang 2002 wirkt im Vergleich zu 1998 eleganter und präziser. 2009 präsentiert sich aktuell in Höchstform und war für uns an diesem Abend der beste der Rieslinge: eine wunderbare Kombination aus Kraft und Eleganz.  Jahrgang 2017 besteht, wie übrigens auch 2002, ausschliesslich aus Trauben der Lage Kellerberg. Für uns ein klares Versprechen für die Zukunft  aber auch Bestätigung unseres Mottos 'Warten lohnt sich'.

BLAUFRÄNKISCH AUS DEM MARIENTAL

Angefangen hat alles 1976: Josef und Karoline Lentsch verkaufen ihr Grundstück in der Riede Mariental an Margarethe Triebaumer, weil die Lentschs das Gefühl hatten, ihnen würde das Equipment fehlen, diesen Schatz zu bergen und zu Glanz und gebührender Wertschätzung zu führen. Um was für einen Rohdiamanten es sich tatsächlich handelte, war dann spätestens 1988 klar, als der Blaufränkisch Mariental 86 von einem damals noch komplett unbedeutenden und unbekannten Produzenten quasi jeden Bewerb, bei dem er eingereicht wurde für sich entschied.

Gerhard erzählt mit Begeisterung über die ganzheitliche und naturverbundene Philosophie des Betriebs und erklärt, was die Lage Mariental so besonders macht. Der karge kalkhaltige Boden, das besondere Mikroklima und die sehr alten Rebstöcke bieten die Vorraussetzung, dass hier ein ausdruckstarker intensiver Blaufränkisch gedeihen kann.



- Blaufränkisch Mariental 1986 Magnum
- Blaufränkisch Mariental 1993
- Blaufränkisch Mariental 1997 Magnum
- Blaufränkisch Mariental 2000
- Blaufränkisch Mariental 2005
- Blaufränkisch Mariental 2008
- Blaufränkisch Mariental 2011
- Blaufränkisch Mariental 2020 Fassprobe

Gleich vorweg: Jahrgang 1986 aus der Magnum hat die sehr hohen Erwartungen mehr als erfüllt: eine feine und wundbare Reife, die blind auf ein jüngeres Alter vermuten liesse, erstaunliche Frische mit noch merkbarer Frucht, präsente Würze. Es ist vor allem die unglaubliche Eleganz und Balance die diesen Wein zu einem besonderen Erlebnis macht. Ohne 1986 wäre vermutlich Jahrgang 1997 Rotwein des Abends gewesen. Bei 2005 und 2011 erkennt man die Kraft der warmen Jahrgänge und auch, dass 10 Jahre Reife für einen Mariental eigentlich noch zu wenig sind. die kühleren Jahrgänge 1993, 2000 und 2008 sind spürbar eleganter. Zum Abschluss durften wir noch eine Fassprobe von 2020 verkosten - ein spannender Bogen von über 30 Jahren.



UNENDLICHE VELTLINER

Grüner Veltliner Unendlich sollte es eigentlich nie geben, aber das besonders heiße Jahr 2003 hat Lucas dazu veranlasst eine aus damaliger Sicht einmalige Ausnahme zu machen. Als Experiment wurde ein kleiner Teil des Weins im Barrique ausgebaut, allerdings in dieser Form nie auf den Markt gebracht. Wir hatten die besondere Ehre eine dieser 'Reserve' Variante, die übrigens in Burgunder-Flaschen abgefüllt wurden, zu verkosten. Beide 2003er strotzen vor Kraft und das heisse Jahr ist deutlich zu spüren. Sehr spannend, aber empfehlenswert sich eine Flasche zu teilen.

- Grüner Veltliner Unendlich Smaragd 2003
- Grüner Veltliner Unendlich Smaragd 2003 Reserve
- Grüner Veltliner Unendlich Smaragd 2017 Magnum
- Grüner Veltliner Unendlich Smaragd 2018



Der Vergleich zwischen 2017 und dem mit 100 Parker Punkten ausgezeichneten Jahrgang 2018 war besonders spannend. Lucas hat erklärt, dass 2017 zuerst im Stahltank und dann im Holz und 2018 nur im Holz ausgebaut wurde. Dadurch zeigt 2017 mehr Sortentypizität und ist zwischen den beiden auch der Favorit des Winzers. 2018 weist dagegen fast eine internationale Stilistik auf. Beides bereits jetzt großartige Weine, an denen wir in Zukunft aber noch mehr Freude haben werden. Gefreut hat uns auch die Ankündigung von Lucas, dass es auch künftig weitere Unendlich Veltliner geben wird.

Ein großes Dankeschön an die Winzer, nicht nur dafür dass sie bzw. ihre Eltern so wunderbare Weine gekeltert haben, sondern vor allem, dass sie durch ihre Erklärungen und Hintergrundinformationen die Verkostung zu einem ganz besonderen Weinabend gemacht haben.