Die Weltklasse-Rebsorte Blaufränkisch im Portrait
 

Die Weltklasse-Rebsorte Blaufränkisch im Portrait

 
Im Rahmen unseres Blaufränkisch Summits im Dezember 2022 in Lech haben wir mit internationalen Weinkritiker:innen und -journalist:innen verschiedene Themen rund um Österreichs beste Rotweinrebsorte erörtert. Die versammelten Expert:innen inkl. Jancis Robinson MW, Stephan Reinhardt, Sascha Speicher, Jamie Goode, Joshua Green, David Schildknecht waren sich einig, dass Blaufränkisch zu den großen Rotweinrebsorten dieser Welt zählt und wir haben uns auf folgende Sortenbeschreibung verständigt:

„Frische und Säure, gepaart mit einer präzisen Fruchtigkeit verleihen dem Blaufränkisch seine unvergleichbare Eleganz. Seine Aromatik reicht von dunklen Beeren, getrockneten Kräutern bis zu rauchiger Würzigkeit. Die Struktur des Weines ist von prägnanten und gleichermaßen samtigen Tanninen geprägt."

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Mehr zum Blaufränkisch Summit sind im gerade erschienenen Report zum Event zu finden. In unserem Portrait wollen wir noch näher auf diese großartige Rebsorte eingehen und haben uns folgenden Themen gewidmet:

-> Herkunft und Geschichte
-> Genetik
-> Wo wächst Blaufränkisch heute?
-> Die Pflanze Blaufränkisch
-> Lebensbedingungen und Terroirs
-> Was macht Blaufränkisch so besonders?

Neben recherchierten Fakten haben wir auch unsere Blaufränkisch-Partnerwinzer zu diesen Themen befragt und in kurzen Videoclips zusammengefasst.




Herkunft ungewiss

Die Abstammung der Sorte Blaufränkisch ist sehr schwierig zu erfassen. Es gibt zahlreiche Theorien über die Entstehung der Sorte und wie sie verbreitet worden sein könnte. Fest steht aber, dass alle Theorien nicht eindeutig belegbar sind. In Österreich ist die Sorte erstmals im 18. Jahrhundert nachweisbar, erst danach tauchte sie in Deutschland unter der Bezeichnung Lemberger oder Limberger (abgeleitet vom Ort Limberg, heute Maissau, NÖ) auf. In Ungarn wird Blaufränkisch als Kékfrankos bezeichnet. 1777 wird der Blaufränkisch vom Ampelographen Sebastian Helbling in seiner Publikation „Beschreibung der in der Wiener Gegend gemeinen Weintrauben-Arten, Prag 1777) unter dem Namen Schwarze Wann genau der Blaufränkisch in das Burgenland gekommen ist, lässt sich heute nicht eindeutig belegen. Blaufränkisch taucht unter dem heutigen Namen überhaupt erst im 19. Jahrhundert auf. 1875 wurde anlässlich des 2. Deutschen Weinbaukongresses in Colmar (Frankreich) durch die internationale ampelographische Kommission (gegründet 1873 in Wien) aus der Vielzahl an Sortenbezeichnungen die offizielle Bezeichnung „Blaufränkisch“ festgelegt. Verwendet wird der Name seit diesem Akt aber sichtbar kongruent.

Nicht von schlechten Eltern
Nebst der Geschichte der Rebsorte ist die Genetik der Traube wesentlich eindeutiger. Aus deren Sicht konnte festgestellt werden, dass die Rebsorte der erfolgreichsten Zuchtstrategie bei Reben überhaupt entstammt und folglich einer Heunisch x Fränkisch Kreuzung entspricht - somit als Synthese beider Sortenfamilien auf derselben Stufe steht wie viele der besten Rebsorten. z.B. Chardonnay, Rheinriesling und Sylvaner. Das ist für wahr eine kleine, unbekannte Sensation. Ähnlichkeiten dem Riesling aufgrund der Fähigkeit, den Boden auf den die Reben gepflanzt wurden transportieren zu können werden dem Blaufränkisch nachgesagt. Im Mittelalter wurden die meisten Rebsorten vereinfachend als Heunische (Sammelbezeichnung für Ertragreiche Sorten) oder Fränkische (Sorten, die Qualität steigern konnten) bezeichnet. Die Heunisch-Genetik beim Blaufränkisch ist eindeutig dem Weißen Heunisch zuordenbar, während die fränkische Elternsorte durch Zufall entdeckt werden konnte. Sie wurde im Friaul unter dem Namen Sbulzina und in Deutschland unter dem Namen Blaue Zimmettraube entdeckt. In der Literatur wird Blaufränkisch als eine Kreuzung aus Heunisch x Zimmettraube geführt.

Wo wächst Blaufränkisch?
Die autochthone Rebsorte Blaufränkisch ist in Österreich vor allem in den Weinbaugebieten des nördlichen, mittleren und südlichen Burgenlandes und in den östlichen Weinbaugebieten von Niederösterreich vertreten. 6,5 % der österreichischen Weinbaufläche ist mit Blaufränkisch bepflanzt. (= ca. 3.500 ha)

In Deutschland wird er hauptsächlich in Baden-Württemberg angebaut. Die größte Anbaufläche von Blaufränkisch besitzt Ungarn mit rund 8.000 Hektar. Er wird dort vor allem im Weinbaugebiet Sopron, am Südufer des Neusiedlersees, am Plattensee und in Villány angebaut. Auch in der Slowakei, in TschechienRumänien und Kroatien wird Blaufränkisch angebaut. Die Weltanbaufläche beträgt insgesamt ca. 18.000 Hektar.




Die Blaufränkisch Rebe


„Wennst an Freund hast der so ist wie ein Blaufränkisch, dann bist froh. Immer ist er zuverlässig und das, was er macht, hat immer Hand und Fuß“, erzählt uns Herbert Triebaumer im Interview. Unsere Blaufränkisch Partnerwinzer beschreiben die Rebsorte außerdem als relativ robust, abgesehen von einer gemäßigten Anfälligkeit für Oidium. Die Schalen sind dick, produzieren daher eine gute Farbe und quantitativ hohe Tanninlevels. Hannes Schuster weist aber darauf hin, dass eben dieser prägnante Gerbstoff mit Fingerspitzengefühl gut ausgereift werden muss, um Trinkfreude zu bereiten. Die Erträge sollten seiner Meinung nach streng kontrolliert werden, da die Weine bei hohen Erträgen dazu neigen etwas rustikaler zu werden. Roland Velich ist in diesem Zusammenhang auch davon überzeugt, dass die Rebsorte deutlich auf Bodenbearbeitung reagiert, und die richtigen Maßnahmen zu lockeren, kleinbeerigen Trauben führen können. Dass die Rebsorte ziemlich unempfindlich gegenüber Trockenheit und Hitze reagiert, schätzt Dorli Muhr besonders an ihr, und meint, dass sie dadurch zukünftigen Wetterprognosen gegenüber gut gerüstet sein dürfte. Der frühe Austrieb verlangt nach frostgeschützteren Lagen und zusammen mit der späten reife zeigt sich, dass der Blaufränkisch überhaupt nach einer langen Vegetationsperiode verlangt, um beste Ergebnisse zu zeigen.

Die Lebensbedingungen des Blaufränkisch

KLIMA: Die vor Allem in Zentraleuropa beheimatete Rebsorte nimmt den meisten Platz ihrer Verbreitung in Ungarn, Österreich und den südlicheren Teilen Deutschlands ein. Das in diesen Gefilden herrschende kontinentale Klima stellt die optimale Wohlfühlzone für den Blaufränkisch dar. Heiße, trockene Sommertage helfen dabei, den prägnanten Gerbstoff in einen engmaschigen Samtvorhang zu verwandeln, während kühle Nächte eine herrliche Frische hervorbringen. Die Sorte reift spät und die kürzeren Sonnenstunden im Herbst tragen dazu bei, reife fruchtige Aromen und feine Würze auszureifen, ohne dabei unsäglich hohe Zuckergradationen zu produzieren. Durch seine Fähigkeit, auch in heißen Jahren ein stabiles Säuregerüst aufrechtzuerhalten, sieht Roland Velich den Blaufränkisch als einen der Gewinner des Klimawandels.

BÖDEN: In den Anbaugebieten der Rebsorte finden sich eine Vielzahl verschiedener Bodentypen wieder. Unter anderem besonders prägnant präsentieren sich beim Blaufränkisch kalk- und eisenhaltige Böden im Wein.

Eisenhaltige Böden: werden oft mit kraftvolleren, würzigen Weinen assoziiert, deren Tannine einen etwas kantigere Struktur aufweisen. Zudem versprühen sie oft eine vibrierend, etwas wildere Energie, die an rauhen, roten Stein erinnert.

Kalkige Böden: präsentieren sich in der Regel etwas kontrollierter und zurückhaltender. Die Aromen sind delikat, die Tannine im Vergleich etwas feiner poliert, die Struktur aber dennoch aufrecht und teilweise von einer kühlen Fassade ummantelt.

Die Triebaumers finden persönlich die kalkfreie Seite ihres Gebiets weniger spannend, da diese ihrer Meinung nach weniger perfekte Ergebnisse als auf kalkhaltigen Böden hervorbringt, sehen aber auch gute Qualitäten auf Lehm und Ton.

Wie auch im Blaufränkisch Summit diskutiert, ist eine Eigenschaft von großen Rebsorten, die Fähigkeit ihre Herkunft zu transportieren. Auch für Roland Velich ist Blaufränkisch ein Übersetzer seiner Herkunft. Die unterschiedlichen Ausdrücke, je nach Anbaugebiet, Boden, ja sogar zwischen benachbarten Weingärten zeigt diese Eigenschaft ganz klar. Die Familie Velich hat deshalb bewusst mit unterschiedlichen Herkünften experimentiert, um zu evaluieren, welche Ergebnisse von welchen Standorten zu erwarten sind. Dorli Muhr hat festgestellt, dass die Blaufränkisch vom Spitzerberg die extreme Trockenheit in moderaten Alkohol und eine immerwährende Eleganz umwandeln.



Was macht Blaufränkisch so besonders?