Es gibt viele einflussreiche Familien in der Welt der "feinen" Weine. Einige sind seit Jahrhunderten im Geschäft, während andere erst vor wenigen Dekaden in die Branche eingetreten sind. Unabhängig davon, wie lange sie schon dabei sind, üben all diese Familien einen bedeutenden Einfluss auf die Industrie aus.
Einige dieser Familien, wie die Frescobaldis, sind seit Jahrhunderten im Geschäft und haben über Generationen hinweg Traditionen und Expertise aufgebaut. Andere, wie die Familie Álvarez von Vega Sicilia, haben erst vor kurzem bedeutende Erfolge erzielt. Unabhängig davon, wie lange sie schon dabei sind, haben all diese Familien durch ihre Hingabe, Innovation und den unermüdlichen Streben nach Exzellenz die Weinindustrie nachhaltig geprägt. Sie haben nicht nur den Weinbau ihrer Regionen maßgeblich beeinflusst, sondern auch internationale Maßstäbe für Qualität gesetzt und den kulturellen und wirtschaftlichen Wert des Weinbaus hervorgehoben. Die Geschichten von Familien wie Gaja und Thienpont sind Zeugnisse ihrer Leidenschaft und ihres Engagements, einzigartige Weine zu schaffen, die Weinliebhaber auf der ganzen Welt begeistern.
Die Weinfamilien auf die wir uns in diesem Artikel beziehen sind fast alle Teil der Primum Familiae Vini (PFV). PFV ist eine Vereinigung führender Weinfamilien, die sich der Förderung von Exzellenz, Nachhaltigkeit und familiärer Kontinuität in der Weinproduktion widmen. Die Organisation entstand aus dem gemeinsamen Engagement für die Unabhängigkeit und Qualität von Familienweinunternehmen und veranstaltet jährliche Treffen zum Austausch von Wissen und zur Bewältigung globaler Herausforderungen. Weitere Informationen über die PFV findet ihr am
Ende vom Artikel.
-> Die Familie(n) Rothschild
-> Die Familie Dillon
-> Die Familie Müller
-> Die Familie Torres
-> Die Familie Hugel
-> Die Familie Perrin
-> Die Familie Drouhin
-> Die Familie Antinori
-> Die Familie de Billy - Champagne Pol Roger
-> Die Familie Symington
-> Die Familie Álvarez - TEMPOS Vega Sicilia
-> Die Familie Incisa della Rocchetta
-> Die Familie Gaja
-> Die Familie Frescobaldi
-> Die Familie Thienpont
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Die Familie(n) Rothschild
-> Chateau Mouton Rothschild, Chateau Clerc Milon, Chateau d'Armailhac, Opus One (Kalifornien), Vina Almaviva (Chile)
Die Familie Rothschild ist weder eine der ältesten, noch eine der größten (flächenmäßig) in der Weinwelt - aber definitiv eine der angesehensten & einflussreichsten.
Ihren Ursprung findet die Familie in der Frankfurter Finanz- und Bankenwelt, teilte sich dann aber in mehrere Zweige auf. Der englische Zweig leitet heute Chateau Mouton-Rothschild, der französische Chateau Lafite-Rothschild.
Einer der wichtigsten Namen des englischen Zweigs ist sicher Philippe de Rothschild. 1922 übernahm er im Alter von 20 Jahren (er wird als „Playboy“ beschrieben & hatte ein Faible für schnelle Autos) Chateau Mouton-Rotschild. Zu seinen größten Errungenschaften zählen sicher die Durchsetzung der Chateau-Abfüllung in den späten 20er-Jahren, die Aufwertung des Weinguts in den Status „Premier Cru Classe“ mit Jahrgang 1973, sowie das legendäre Joint-Venture mit der Familie Mondavi - Opus One.
Seine Tochter, Baronin Philippine, modernisierte, erweiterte und förderte unermüdlich das Familienunternehmen. Heute setzen ihre Kinder, Camille und Philippe Sereys de Rothschild und Julien de Beaumarchais de Rothschild das Erbe mit derselben Begeisterung und Entschlossenheit fort und leben nach dem Leitspruch von Baron Philippe: „Vivre la vigne“ (Für den Weinberg leben).
Derzeit wird die Weinproduktion von Baron Benjamin de Rothschild und seiner Frau Ariane verantwortet.
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Die Familie Dillon
-> Chateau Haut-Brion, Chateau La Mission Haut-Brion, Chateau Quintus
1935 erwarb der amerikanische Investment-Banker Clarence Dillon das etwas angeschlagene Chateau Haut-Brion & begründete somit die Unternehmensgruppe Domaine Clarence Dillon, welche nach wie vor familiengeführt ist. Heute wird das Unternehmen in vierter Generation von Prinz Robert von Luxemburg, dem Urenkel des Gründers Clarence Dillon, geleitet.
Zur Gruppe gehören heute unter anderem auch das renommierte Pariser Restaurant Le Clarence, das zu den 50 besten Restaurants der Welt zählt, das Handelshaus „Clarence Dillon Wines, sowie der Retailer "La Cave du Chateau“.
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Die Familie Müller
-> Weingut Egon Müller zu Scharzhof, Le Galais, Chateau Bela (Slowakei)
Die Familie Müller ist eine Ikone des deutschen Weinbaus und Ihr Weingut am Scharzhofberg gilt als eine der besten und renommiertesten Adressen weltweit. Seit über 200 Jahren wird das Gut von der Familie Müller bewirtschaftet und die Tradition der Weinherstellung wurde von Generation zu Generation weitergegeben. Ihre Rieslinge gehören zu den begehrtesten und teuersten Weinen Deutschlands, zeichnen sich durch ihre Langlebigkeit, Finesse und Komplexität aus& erzielen auf Versteigerungen regelmäßig Rekordpreise.
Weitere Informationen zu Egon Müller Scharzhof findet ihr unter dem Artikel:
Die großen Weinberge Der Welt (4): Scharzhofberg
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Die Familie Torres
-> Familie Torres (Spanien), Jean Leon (Spanien), Miguel Torres (Chile), Marimar Estate (Kalifornien), Monteloro (Toskana)
Bereits seit dem 17. Jahrhundert erzeugt die Familie Torres im katalanischen Penedès Wein. Pioniergeist, Wissen, Erfahrung, Qualitäts- und Traditionsbewusstsein werden seither weitergegeben.
Heute ist es die vierte und fünfte Generation, die das Unternehmen führen: Miguel A. Torres als Präsident und Miguel Torres Maczassek als leitender Direktor. Ihr Fokus liegt auf der Produktion von Weinen aus einzigartigen Weinbergen und historischen Gütern in acht verschiedenen Weinregionen Spaniens - mittlerweile auf über 1000 Hektar Rebfläche.
Ausserhalb der Grenzen Spaniens produziert die Familie auch Weine auf dem amerikanischen Kontinent, wo 1979 mit der Stiftung von Miguel Torres in Chile eine Kellerei gegründet wurde, die in Anden-Nähe etwa 400 Hektar Land ökologisch bewirtschaftet. 1983 wurde auch ein Projekt in Kalifornien realisiert - das Marimar Estate, mit Weinbergen im Russian River Valley und Sonoma County.
Egal wo, die Familie widmet sich der Forschung und der Wiederbelebung alter Rebsorten. Seit 2008 ergreift die Familie aktive Maßnahmen zur Reduktion ihres CO2-Fußabdrucks mit dem Ziel, bis 2040 klimaneutral zu sein - wie dies auch das Motto der Firma beweist: "Je mehr wir uns um das Land kümmern, desto besser der Wein, der daraus entsteht".
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Die Familie Hugel
-> Domaine Hugel (Elsass)
Die Elsässer Familie Hugel betreibt seit dreizehn Generationen Weinbau. Gegründet wurde das Familienweingut im Jahr 1639 in Riquewihr von Hans Ulrich Hugel, dessen Initialen noch heute im Familienwappen zu sehen sind. Heute zählt das Weingut zu den führenden familiengeführten Betrieben der Weinwelt. Die Familie besitzt etwa 30 ha, die Großteils als Grand Cru klassifiziert sind, dazu werden noch Trauben von weiteren 100 Hektar bezogen. Die markanten gelben Etiketten werden in 100 Länder weltweit exportiert und sind zu einem Aushängeschild für das Elsass geworden.
Durch die lange Historie sind die Hugels Pioniere des Weinbaus in der Region und waren maßgeblich für die Entwicklung der „Vendange Tardive“ und „Sélection de Grains Nobles“ (für die sie auch die gesetzlichen Grundlagen entwickelt haben) verantwortlich. Durch Ihr Engagement gelten im Elsass die strengsten aller französischen AOC-Richtlinien.
Bemerkenswert ist auch das mittelalterliche Gebäude im Herzen von Riquewihr. Im Keller befinden sich teils über hundert Jahre alte Eichenfässer. Das berühmte „St. Caterine“-Fass aus dem Jahre 1715 steht im Guinness-Buch der Rekorde als ältestes, noch benutztes Fass der Welt.
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Die Familie Perrin
-> Chateau de Beaucastel (Rhone), Maison Les Alexandrins, Miraval (Provence), Tablas Creek Vineyard (Kalifornien)
Die Geschichte beginnt im frühen 20. Jahrhundert mit dem Château de Beaucastel, einem Juwel im Châteauneuf-du-Pape. Im Jahr 1909 erwarb Pierre Tramier das Anwesen, woraufhin sein Schwiegersohn Pierre Perrin und später sein Sohn Jacques Perrin die Entwicklung des Weinguts vorantreibten. Heute setzt die fünfte Generation die Leidenschaft der Familie fort.
Die Familie Perrin hat großen Respekt vor dem Terroir und den Böden und für sie ist Biodynamik eine Lebensphilosophie. Somit zeichnen sich die Weine trotzdem des heißen Klimas eher durch Finesse als durch Kraft aus.
Chateau de Beaucastel ist eines der größten Weingüter an der Süd-Rhone mit 100 Hektar Rebfläche. Die Reben sind bis zu 100 Jahre alt und die Familie ist eine der wenigen, die noch alle 13 zugelassenen Rebsorten des Châteauneuf-du-Pape verwendet.
Neben dem berühmten Chateau de Beaucastel erwarb die Familie Perrin 2008 zudem die Domaine des Tourelles in Gigondas im südlichen Rhône-Tal, ein historisches Kloster aus dem 17. Jahrhundert, das sie liebevoll restauriert haben. Daneben gibt es noch viele weitere Weinbauprojekte denen sich die Familie Perrin annimmt - unter anderem das populäre Rose-Projekt "Miraval" in Kooperation mit Brad Pitt.
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Die Familie Drouhin
-> Maison Joseph Drouhin (Burgund), Domaine Drouhin (Oregon)
Das Weingut wurde 1880 von Joseph Drouhin gegründet. Die Leitung des Hauses liegt mittlerweile in den Händen der vierten Generation: Philippe, Véronique, Laurent und Frédéric, die den Familienbetrieb weiterführen. Das Weingut umfasst für burgundische Verhältnisse stattliche 93 Hektar und bereits seit den 80er werden hier biologische und biodynamische Ansätze verfolgt. Außerdem ist man sich seiner Rolle als ein wichtiges Aushängeschild der Region bewusst und legt viel Wert auf den Erhalt der Reb-Genetik im Burgund.
Joseph Drouhin war erst 22 Jahre alt, als er den etablierten Betrieb im historischen Herzen von Beaune übernahm. Sein Sohn Maurice, ein visionärer Unternehmer, erweiterte das Familienunternehmen durch den Erwerb von Weinbergen und baute ein eigenes Anwesen auf. Besonders hervorzuheben ist der Kauf des "Clos des Mouches" im Jahr 1921, der als eines der besten Terroirs in Beaune gilt.
In den 50ern wurde die Expansion, insbesondere in den Premier und Grand Crus der Côte de Nuits, fortgesetzt und es wurde auch früh das Potential des Chablis erkannt. Mit Weitsicht gründete er 1987 gemeinsam mit seiner Tochter Véronique die Domaine Drouhin Oregon.
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Die Familie Antinori
-> Col Solare (Washington State), Antica (Kalifornien), Haras de Pirque (Chile), Vitis Metamorfosis (Rumänien), Tüzkö Estate (Ungarn), Prunotto (Piemont), Tormaresca (Apulien),
-> Toskana: Tenuta Tignanello, Badia a Passignano, Pian delle Vigne, Tenuta Guado al Tasso....
Antinori ist eine sehr einflussreiche Familie im Weinbau in der Toskana und Umbrien, mit einer Geschichte, die bis ins Jahr 1385 zurückreicht. Damals trat Giovanni di Piero Antinori der Florentiner Winzerzunft bei. Seit 1966 führt Marchese Piero Antinori das Unternehmen, unterstützt von seinen Töchtern Albiera, Allegra und Alessia, die ebenfalls aktiv in das Geschäft involviert sind.
Die Philosophie der Familie basiert auf einer Kombination aus Tradition und Innovation: Sie bewahren Italiens önologische Traditionen und experimentieren gleichzeitig mit neuen Methoden in der Weinherstellung.
Über 26 Generationen hinweg hat die Familie Antinori das Unternehmen direkt geführt und dabei innovative und manchmal kühne Entscheidungen getroffen, während sie stets höchsten Respekt vor Traditionen und der Umwelt bewahrte. Heute ist Albiera Antinori die Präsidentin von Marchesi Antinori, unterstützt von ihren Schwestern Allegra und Alessia. Ihr Vater, Marchese Piero Antinori, ist der aktuelle Ehrenpräsident des Unternehmens.
Die treibenden Kräfte hinter dem Erfolg von Marchesi Antinori sind Tradition, Leidenschaft und Intuition, die das Unternehmen zu einem der wichtigsten Namen in der italienischen Weinwelt gemacht haben. Marchesi Antinori ist zudem Gründungsmitglied der Associazione Marchi Storici d'Italia, einer Vereinigung zum Schutz und zur Förderung historischer italienischer Marken.
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Die Familie de Billy - Champagne Pol Roger
-> Champagne Pol Roger
Pol Roger ist ein traditionsreiches Familienunternehmen, das 1849 in Épernay gegründet wurde. Der junge Pol Roger begann schon im jungen Alter von 18 Jahren mit der Weinproduktion um seine Familie zu unterstützen. Heute wird das Haus von der fünften und sechsten Generation der Familie geführt und ist international für seine außergewöhnliche Qualität und eindrucksvolle, aber feine Schaumweine bekannt - ebenso für seine tiefen und kühlen Keller, die sich über 9,5 Kilometer erstrecken und zu den tiefsten in der Champagne zählen.
Nach Pol Rogers Tod im Jahr 1899 übernahmen seine Söhne Maurice und Georges das Unternehmen und führten es durch schwierige Zeiten, einschließlich des Keller-Einsturzes im Jahr 1900. Maurice wurde 1912 zum Bürgermeister von Épernay gewählt und agierte während der deutschen Besetzung im Ersten Weltkrieg.
Besonders bekannt ist Pol Roger außerdem als Lieblingschampagner von Sir Winston Churchill. Das gleichnamige Prestige-Cuvee des Hauses ist - inspiriert durch die Freundschaft zwischen Odette Pol-Roger und Churchill selbst - als Hommage an jenen - in den 70er Jahren entstanden.
Heute wird Pol Roger von Laurent d'Harcourt, Hubert de Billy geführt und Véronique Collard de Billy - der fünften Generation - geführt. Im November 2020 trat Bastien Collard de Billy, das erste Mitglied der sechsten Generation, als Generalsekretär in das Unternehmen ein und setzt damit die Familientradition fort.
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Die Familie Symington
-> Douro: Graham's, Dow's, Warre's, Cockburn's, Quinta do Vesuvio, Quinta do Ataide, Altade, Prata & Symington
-> Madeira: Blandy's, Cossart Gordon, Leacock's, Miles
Andrew James Symington, ein Schotte, legte 1882 den Grundstein für den Familienerfolg, als er nach Portugal auswanderte und seinen eigenen Portweinhandel gründete. Er arbeitete zunächst für Graham’s, einen etablierten Portwein-Händler, bevor er sich selbstständig machte. 1891 heiratete er Beatrice Atkinson, deren Familie seit dem 17. Jahrhundert im Business tätig war. 1905 erwarb Symington Anteile an Warre & Co., dem ältesten britischen Portweinhandelshaus, und 1912 an Dow’s.
Nach dem Tod von A.J. Symington und der schwierigen Zeit des Zweiten Weltkrieges expandierte die Familie weiter. 1970 kamen Graham’s und Smith Woodhouse hinzu, gefolgt von weiteren spezialisierten Firmen und Weingütern. Heute haben Brands der Familie Symington einen Marktanteil von etwa 30 % und gehört neben Sogevinus und Sogrape zu den bedeutendsten Portweinhandelsgruppen weltweit.
Ihre Forschungsteams arbeiten kontinuierlich an der Verbesserung der Weinqualität und der Anpassung an den Klimawandel. Mit einer strengen Minimal-Interventions-Politik sind mittlerweile 112 Hektar ihrer Weinberge biologisch zertifiziert. Die Liebe zur Region und Hingabe zur Weinherstellung haben die Symingtons zu einer der angesehensten Familien der Weinwelt gemacht.
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Die Familie Álvarez - TEMPOS Vega Sicilia
- > Oremus (Tokaj), Pintia (Toro), Alion (Ribera del Duero), Vega Sicilia (Ribera del Duero), Macán (Rioja)
Die Geschichte von Vega Sicilia reicht bis ins Jahr 1864 zurück, als Eloy Lecanda das Weingut gründete. Nach verschiedenen Besitzerwechseln erwarb die Familie Álvarez das Anwesen im Jahr 1982 und legte den Grundstein für TEMPOS Vega Sicilia. Wie Pablo Álvarez kurz nach dem Kauf bemerkte: „Moralisch können wir nicht von der Nachfrage leben, die aus dem historischen Prestige resultiert, ohne mehr zu bieten.“ Seitdem hat Vega Sicilia unter der Führung der Familie Álvarez stetig an Bedeutung gewonnen.
Das Geheimnis des unverwechselbaren Charakters von Vega Sicilia liegt nicht nur in den erstklassigen Trauben und dem akribischen Perfektionismus bei der Produktion, sondern vor allem in der Detailgenauigkeit, die die Familie Álvarez in ihre Weine eingebracht hat. Bedeutende Wendepunkte und Erfolge zeigten sich, als Don Eloy Lecanda mit der Anpflanzung von französischen Rebsorten wie Cabernet Sauvignon, Merlot und Malbec im trockenen Boden von Vega Sicilia begann, kombiniert mit den einheimischen Rebsorten Tempranillo und Garnacha. Desweiteren wurde unter der Aufsicht von Cosme Palacio verstärkt auf Weinqualität gesetzt, was zu zahlreichen Auszeichnungen führte und ihre Bekanntheit förderte.
Txomin Garramiola y Arbe, der erste ausgebildete Kellermeister des Weinguts, brachte entscheidende Innovationen ein, die Vega Sicilia zu einem Synonym für exzellenten Wein machten. Bei der Universal Exhibition in Barcelona 1929 wurden ihre Weine ausgezeichnet, was den Weltruf von Vega Sicilia festigte.
Die Familie Álvarez hat nicht nur neue Weinbaugebiete erschlossen in Toro, Rioja und in der Tokaji, sondern auch neue Konsumentenschichten weltweit erreicht. Ihre Hingabe und Geduld spiegeln nicht nur eine Lebensphilosophie wider, sondern machen Vega Sicilia zu einem einzigartigen Ort mit einer eigenen, historisch bewährten Identität.
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Die Familie Incisa della Rocchetta
-> Tenuta San Guido (Toskana), Bodega Chacra (Argentinien), Agricola Punica (Sardinien)
Seit über 1200 Jahren ist die Tenuta San Guido im Besitz der Familie Della Gherardesca. 1930 wurde das Weingut durch die Heirat von Clarice della Gherardesca und Mario Incisa della Rocchetta neu belebt nachdem die beiden ins Bolgheri zogen. 1942 begann Mario Incisa mit einem önologischen Projekt, inspiriert von der französischen Tradition. Dies markierte den Beginn des Sassicaia, der heute weltweit die Referenz für „Super-Tuscans“ ist. 1968 war der erste Jahrgang dieser Cuvée aus Cabernet Sauvignon und Cabernet Franc. Zuvor waren die Weine nur der Familie und Freunden vorbehalten.
Seit den späten 70er Jahren wird das Weingut von Nicolò Incisa, Marios Sohn, geführt. Seine Weitsicht hat die Tenuta San Guido zu einem modernen Familienunternehmen entwickelt und es folgten weitere Weine wie der Guidalberto, eine Cuvée aus Cabernet Sauvignon und Merlot, die es seit 2000 gibt. Aus den jungen Reben wir auch noch der Le Difese - also der „Dritt-Wein“ gekeltert.
Außerhalb Italien hat Piero, der Enkel von Mario Incisa, 2004 ein Weinbau-Projekt in Patagonien hochgezogen. Die Bodega Chacra widmet sich vorwiegend Burgunder Rebsorten. Gemäß der hohen Qualitätsanspruch der Familie, setzt man auch hier auf die Expertise der besten Leute in der Branche. So kümmert sich niemand geringeres als Jean-Marc Roulot um die Vinifikation der Chardonnays.
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Die Familie Gaja
-> Angelo Gaja (Piemont), Tenuta Pieve Santa Restituta (Toskana), Ca'Marcanda (Toskana)
Angelo Gaja, Italiens führende Weinpersönlichkeit, hat die Weinproduktion seit den 1970er Jahren revolutioniert. Er übernahm das Familienunternehmen 1970 und strebte danach, die Kraft des Nebbiolo zu bewahren und gleichzeitig seine Weine durch reichere Farben, volleres Fruchtaroma, bessere Balance und einen raffinierteren Stil zu verbessern. Dazu modernisierte er die Weinberge und Kellertechnik, führte Einzellagen-Barbarescos ein & wagte erste Experimente mit internationalen Rebsorten.
Seine kontroversen Entscheidungen, wie das Anpflanzen von Cabernet Sauvignon und Chardonnay auf Barbaresco-Land, und das Mischen von Barbera in Barbaresco- und Barolo-Weine, haben große Aufmerksamkeit erregt. Gaja expandierte mit dem Erwerb von Weingütern in Barolo und Montalcino, wo er ebenfalls internationale Spitzenweine produziert.
Gaja besitzt heute 101 Hektar Weinberge, aufgeteilt in 32 Parzellen, und produziert jährlich etwa 30.000 Kisten Wein.
Das Unternehmen wird nun gemeinsam mit seinen Töchtern Gaia und Rossana geführt, wobei die Familie weiterhin großen Wert auf Tradition und Innovation legt.
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Die Familie Frescobaldi
-> Toskana: Tenuta dell'Ornellaia, Tenuta Luce della Vite, Castello Nipozzano, Castelgiocondo
Die Familie Frescobaldi blickt auf eine über 700-jährige Weinbaugeschichte zurück und ist eine der ältesten und angesehensten Weinproduzenten in der Toskana. Mit über 250 Hektar Weinbergen im Chianti-Gebiet produziert die Familie einige der begehrtesten Weine der Welt. Die Weinberge bringen hauptsächlich Sangiovese-Trauben hervor, ergänzt durch Cabernet Sauvignon und Merlot, um die berühmten Super Tuscans zu erzeugen. Darüber hinaus produziert Frescobaldi Weine aus anderen renommierten Regionen wie Brunello di Montalcino und Vino Nobile di Montepulciano.
Die Familie produziert nicht nur Spitzenweine, sondern auch hochwertige Lebensmittel wie Olivenöl und Marmeladen und betreibt eine eigene Bäckereilinie. Zudem führt sie eine Kette von Luxushotels, beginnend mit dem ersten Hotel in Florenz im Jahr 2006, und hat inzwischen auch Standorte in ganz Italien und in Boston, Massachusetts.
Seit dem 14. Jahrhundert ist die Hingabe an den Weinbau und die Landwirtschaft ein Markenzeichen der Frescobaldis. Die Familie hat im Laufe der Jahrhunderte bedeutende Handelsbeziehungen aufgebaut und viele europäische Höfe, darunter den englischen Hof und den Vatikan, mit Wein beliefert. Ihre Geschichte ist eng mit berühmten Künstlern und historischen Persönlichkeiten verbunden.
Die Frescobaldis haben stets visionäres Talent bewiesen, indem sie 1855 in der Toskana unbekannte Rebsorten wie Cabernet Sauvignon, Merlot, Pinot Noir und Chardonnay einführten. Im 20. Jahrhundert trugen Vittorio, Ferdinando und Leonardo Frescobaldi wesentlich zur Etablierung der Toskana als Produzentin von Eliteweinen bei. Heute setzt Lamberto Frescobaldi diese Tradition fort und arbeitet daran, die Einzigartigkeit jedes Weinguts weiter zu stärken.
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Die Familie Thienpont
-> Vieux Chateau Certan (Pomerol), Chateau Certan (Pomerol), Chateau Le Pin (Pomerol), L'If (Saint Emilion), L'Hetre (Cotes de Castillon), Chateau Troplong Mondot (Saint Emilion), Chateau Pavie-Macquin (Saint Emilion)
Die Familie Thienpont gehört zu den einflussreichsten Winzerfamilien im Bordeaux. Ihr Weg im Weinbau begann 1842, als Camille Thienpont eine Weinhandelsfirma in den Flämischen Ardennen gründete.
Ein Meilenstein war die Entstehung von Le Pin, einem der bekanntesten Weingüter im Pomerol, gegründet von Jacques Thienpont. François Thienpont präsentierte diesen bis dahin unbekannten Wein dem berühmten Weinkritiker Robert Parker und katapultierte Le Pin damit in die internationale Spitzenklasse.
Nicolas Thienpont etablierte sich als herausragender Winzer mit dem ersten Jahrgang von Château Puygueraud. Heute betreut er prestigeträchtige Weingüter wie Château Les Charmes Godard und Château La Prade und verwaltet ein Portfolio bedeutender Weingüter am rechten Ufer von Bordeaux, darunter Chateaux Pavie Macquin und Larcis Ducasse.
Alexandre Thienpont, der Vieux Château Certan leitet, setzt auf minimalen Eingriff, um die natürlichen Eigenschaften des Terroirs und die Besonderheiten des jeweiligen Jahrgangs zu betonen. Er führt das Weingut heute gemeinsam mit seinem Sohn Guillaume.
Jacques Thienpont begann ein neues Abenteuer mit dem Kauf von acht Hektar auf dem Kalksteinplateau von Saint-Émilion und gründete das Weingut L'If, dessen erster Jahrgang 2011 war. François Thienpont gründete die Firma Wings, um eigenständig zu agieren und die Weine der Familie zu vermarkten.
Mit ihrem Streben nach Qualität und Exzellenz sowie ihrer visionären Herangehensweise hat die Familie Thienpont ihre Stellung als eine der prominentesten Winzerfamilien in Bordeaux gefestigt.
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Primum Familiae Vini (PFV)
PFV entstand aus einem Gespräch zwischen Robert Drouhin und Miguel Torres, die bei einem Spaziergang durch einen Weinberg in Burgund über die Herausforderungen für Familienweinunternehmen in Zeiten der Globalisierung und zunehmender Großkonzerne sprachen. Sie erkannten ihr gemeinsames Engagement für die Kontinuität unabhängiger Familienweinunternehmen und die Hingabe zur Herstellung hochwertiger Weine. Diese Diskussion führte zur Idee eines jährlichen Treffens führender Weinfamilien, um Wissen und Talente zu teilen und Exzellenz zu fördern. So wurde PFV ins Leben gerufen.
PFV verfolgt das Ziel, Exzellenz in der Weinwelt mit Nachhaltigkeit, familiärer Kontinuität und Innovation zu verbinden. Die Organisation ermutigt andere Familienunternehmen zur eigenständigen Entwicklung und zeigt, dass Familienunternehmen wichtige Antworten auf soziale und ökologische Herausforderungen bieten können. Darüber hinaus ist PFV in der Wohltätigkeitsarbeit aktiv.
Die zwölf Mitglieder von PFV repräsentieren die unverwechselbaren Stimmen und tief verwurzelten Traditionen ihrer Familienunternehmen, die sich der absoluten Qualität ihrer Weine verschrieben haben. Sie nutzen ihr kollektives Wissen, um die nächste Generation von Spitzenweinen zu schaffen und teilen ihre Erfahrungen in Bereichen wie Klimawandel, wirtschaftliche Herausforderungen und Generationenplanung.
Die Werte von PFV basieren auf einer Charta der Exzellenz, des Erbes und der Umwelt- und Sozialverantwortung. Jedes Jahr treffen sich die zwölf PFV-Familien, um ihr Wissen auszutauschen und Ansichten zu wichtigen Themen zu teilen. Sie glauben, dass die Pflege breiterer Werte, wie Stolz auf das Familienprojekt und die Entschlossenheit, die Weinberge in einem besseren Zustand weiterzugeben, essentiell für die Kontinuität ist. Als Hüter einer größeren Sache agieren sie mit der Entschlossenheit, die Umwelt zu schützen.
Fotos & Illustrationen (c) Marchesi Antinori, Château Mouton Rothschild, Domaine Clarence Dillon, Chateau Mouton Rothschild, Linkdin, Famille Hugel, Vinello, Maison Joseph Drouhin, The Champagne Company, Primum Familiae Vini, Club Oenologique, la Repubblica, Nicolas Thienpont, PFV & wein.plus Lexikon