Nachlese ’20 Jahre danach‘ im Mochi
 

Nachlese '20 Jahre danach' im Mochi

 
Aufgrund der großen Nachfrage gab es Ende Oktober gleich zwei Mal eine '20 Jahre danach' Verkostung. Mit je 14 Weinfreunden konnten wir uns beim wohl beliebtesten Asiaten Wiens ein umfassendes Bild über den spannenden Weinjahrgang 1998 machen.

Zu den fantastischen Mochi-Gerichten haben wir uns in sieben Zweier-Flights quer durch die ganze Welt verkostet. Als Aperitif gab es diesmal einen sehr rassigen und mineralischen Riesling aus der Monopollage Benn 2014 von der vielversprechenden Winzerin Katharina Wechsler aus Rheinhessen.

Wir bedanken uns beim MOCHI-Team, das zwei Tage hintereinander ein großartiges Menü auf unsere Tische gezaubert hat. Mit ihrem lockeren und professionellen Service wurden die Abende perfekt abgerundet.

Unsere (Fabian, Julius und Judith) Favoriten waren Hochrain, L´Eglise Clinet und Brunate. Wir freuen uns bereits jetzt auf die Fortsetzung im nächsten Jahr mit dem spannenden Jahrgang 1999.





UNSERE VERKOSTUNGSNOTZEN

Flight 1: FX Pichler Riesling Kellerberg // Knoll Riesling Schütt

Los ging es mit F.X. Pichler Riesling Kellerberg Smaragd und Knoll Riesling Schütt Smaragd. Durch den vielen Regen in den Erntemonaten hatten gerade die Winzer in der Wachau mit viel Botrytis zu kämpfen. Schütt war sowohl am Montag als auch am Dienstag der schlankere Wein, Kellerberg der würzigere.

Flight 2: F.X. Pichler Riesling Steinertal // Hirtzberger Riesling Hochrain

Der eindrucksvolle Beweis, dass nicht nur die Toplagen gut reifen können. Beide Weine hatten wir aus der Magnum. Steinobst und Ananas in der Nase und eine hohe sensorische Säure haben die beiden Weine sehr frisch wirken lassen. Besonders Hochrain war für viele Gäste der vorläufige Höhepunkt. Zu verschiedenen Maki Kreationen aus der Mochi-Küche haben auch hier die Weine eine spannende Kombination zum Essen gebildet.

Flight 3: Robert Groffier Chambolle-Musigny Les Sentiers // Amiot-Servelle Chambolle-Musigny

Aus zwei Chambolle-Musigny bestand der erste Rotwein-Flight. Einmal als Premier Cru aus der Lage „Les Sentiers“ von Groffier und einmal als AC von Amiot-Servelle. Beim Öffnen am Nachmittag zeigte sich Groffier als sehr spröde und gereift. Offen in der Flasche hatte er dann aber beinahe vier Stunden Zeit, die er offensichtlich gebraucht hat. Im Glas schöne reife Kirschen, etwas Tabak und getrocknetes Laub. Am Gaumen frisch, mit angenehmer Säure und seidigem Tannin. Zum Lachsfilet in Teriyaki-Sauce eine schöne Paarung.

Flight 4: Heinrich Gabarinza // Kollwentz Steinzeiler

Weiter ging es mit einem österreichischen Flight: Heinrich Gabarinza und Kollwentz Steinzeiler. Damals noch mit deutlich höherem Zweigelt-Anteil hatte es der filigrane Gabarinza zugegeben etwas schwer gegen einen grandiosen Steinzeiler. Blind hätten hier einige auf linkes Ufer im Bordeaux getippt. Kein merkbares Alter, Leder und frische rote Früchte in der Nase, griffiges Tannin und ein langer Abgang. Als Pirat bei einem Bordeaux-Tasting sicherlich ein heißer Kandidat.

Flight 5: ChateauL´Eglise Clinet // Chateau Clerc Milon

Zum US Rib Eye gab es als nächsten Flight Bordeaux - linkes gegen rechtes Ufer. Vor allem am rechten Ufer war 1998 ein großes Weinjahr mit vielen sehr guten Weinen.  So präsentierte sich L´Eglise Clinet sehr saftig und ist mit 96 Parker Punkten zurecht hoch bewertet. Am Montag leider mit schleichendem Kork konnte man nur erahnen was sich am Dienstag offenbarte: Pomerol in Reinkultur. Cassis, reife rote Kirschen und dunkle Schokolade in der Nase. Am Gaumen vollmundig mit reifem Tannin, etwas schwarzer Trüffel, Walderdbeeren und ultralangem Abgang. Ein Wein der sicher die nächsten 30 Jahre Spaß machen wird und für uns der Wein des Abends war. Etwas unter ging daneben der sehr klassische Clerc Milon aus Pauillac. Auch hier ein typischer Vertreter eines „old-school“ Bordeaux. Deutlich schlanker als der Pomerol hatten wir hier mehr Tabak und Teer in der Nase, mittelkräftiger Körper mit viel schwarzem Pfeffer und getrockneten Oliven.

Flight 6:  Roberto Voerzio Barolo Brunate Nebbiolo //  Poggione Brunello di Montalcino

Ein Land weiter sind wir im nächsten Flight gereist, Italien mit Piemont und Toskana stand am Programm. Während in der Toskana das Weinjahr als groß gesehen wird, hatten es die Piemonteser mit viel Regen in der Erntezeit zu tun. Dennoch war Roberto Voerzio Barolo Brunate Nebbiolo in Bestform. Schon beim Öffnen der Flasche am Nachmittag ein betörender Geruch nach getrockneten Rosen und Zartbitter-Schokolade, baute er über die Stunden ein Spektrum an roten Früchten auf, dass viele Gäste andächtig in die Gläser riechen lies. Minutenlang stand der Wein am Gaumen und spätestens jetzt hatten die restlichen Gäste ihren Wein des Abends gefunden. Weniger Glück hatten wir am Montag mit Poggione Brunello di Montalcino. Ein zarter Korkt hat den Wein leider überlagert. Am Dienstag versprühte der Wein „spröden Charme“ - prototypisch Brunello klassischer Schule.

Flight 7: Beringer Private Reserve Cabernet Sauvignon //  Montelena Cabernet Sauvignon Estate

Beim letzten Flight ging es über den Atlantik. Durch den Korkausfall bei Almaviva haben wir aber einen weiteren Kalifornier spontan eingeschoben. Beringer Private Reserve Cabernet Sauvignon versus Montelena Cabernet Sauvignon Estate sind gegeneinander angetreten. Ein europäisch anmutender Cabernet Sauvignon Estate von Montelena steht großen Bordeaux um nichts nach und hat immer noch ein beachtliches Reifepotenzial. Deutlich moderner daneben der Beringer mit einer schmeichelnden Nase nach Vanille, Kokos und reifer Himbeere.

Viel diskutiert am Tisch wurde das Gemeinschaftsprojekt von Cocha y Toro und Rothschild namens Almaviva. Ein modern gemachter Wein der jung an einen kräftigen Bordeaux erinnert, im Alter aber an Power verliert und noch vom Tannin und Säure noch getragen wurde.