Nachlese trinkreif Bad-Label Verkostung
 

Nachlese trinkreif Bad-Label Verkostung

 
Spannendes Lineup, großartige Flaschenperformance, interessierte und gut gelaunte Gäste - eine Weinprobe wie wir sie uns wünschen. 12 Topweine inkl. - aussen pfui, innen hui - begleitet von feinen Delikatessen von Pöhl zu einem fast unschlagbaren Preis-/Leistungsverhältnis.

Alle vier Weißweine haben durch Frische und Jugendlichkeit beeindruckt, die einhelligen Favoriten waren Knoll Riesling Schütt 1986 und Ramonet Batard-Montrachet GC 1992.

Die Rotweine haben mit Ausnahme vom Frescobaldi Brunello ebenso durchwegs die Erwartungen übertroffen. Outstanding sicherlich Clair-Dau Gevrey-Chambertin 1er Clos St. Jacques 1978. Kurz dahinter nach sehr viel Luft Rousseau Gevrey-Chambertin 1er Lavaux St. Jacques 2005, gefolgt von einer schönen Flasche Mouton 1989.

    



    

Weinprogramm im Detail

Als Apero haben wir eine wunderbar gereifte Magnumflasche Velich Chardonnay Darscho 2001 von Heinz Velich serviert.

-> F.X. Pichler Sauvignon Blanc Smaragd 1990
-> Bründlmayer Riesling Heiligenstein Lyra 1997
-> Knoll Riesling Schütt 1986
-> Domaine Ramonet Batard-Montrachet Grand Cru 1992

-> Clair-Dau Gevrey-Chambertin 1er Clos St.Jacques 1978
-> Armand Rousseau Gevrey Chambertin 1er Cru Lavaux St. Jacques 2005
-> Ernst Triebaumer Cabernet-Merlot 1992
-> Chateau Mouton Rothschild 1989
-> Frescobaldi - Castelgiocondo Brunello Riserva 1990
-> Giacomo Conterno Barolo Cascina Francia 1990 Tenuta San Guido Sassicaia 1990

Als Abschluss der gelungenen Verkostung haben wir unsere Gäste noch auf eine Flasche Wittmann Riesling Morstein GG 2007 eingeladen. Bei dieser Flasche war das Label noch genauso perfekt wie der Wein wunderbar.

Herzlichen Dank an alle Gäste für diesen wunderbaren Weinabend. Wir freuen uns schon auf eine baldige Neuauflage dieses Formats.

 



Detaillierte Verkostungsnotizen von Michael Kantor (Gastwirtschaft Herbeck)

Wenn reife Flaschen auf den Markt kommen, spielt neben dem Inhalt auch das Etikett eine Rolle. Selbstverständlich ist das Füllniveau das Wichtigste, sprich die inneren Werte. Wie so oft sind die äußeren Werte aber auch für die Preisgestaltung wichtig. Schlecht erhaltene Labels drücken den Preis. Deswegen machen die Jungs von TRINKREIF einmal im Jahr eine "Bad Label Verkostung" . Es ist immer eine bunte Mischung, und ich finde das immer sehr abwechslungsreich. So auch dieses Mal. Man traf sich im Trinkreif Keller in kleiner Runde und erfreute sich an schlechten Etiketten und tollen inneren Werten.

SAUVIGNON BLANC 1990 FX PICHLER


In der Nase zeigt er sich sehr klassisch und nahezu jung. Stachelbeere, grüne Paprika, Brennnessl. Am Gaumen setzt sich das Anfangs fort, am Ende bleibt die Säure übrig und er wirkt etwas kurz. Es fehlt der Gegenpart. Somit bleibt die Erkenntnis, dass er natürlich über seinen optimalen Trinkzeitpunkt hinaus ist. Jedoch immer noch ein spannender Wein...

RIESLING HEILIGENSTEIN LYRA 1997 BRÜNDLMAYER
Hat eine schöne, gelbgoldene Farbe. Er riecht nach reifen, saftigen Marillen. Sehr intensiv. Kräuter, etwas Petrol. Er präsentiert sich mit schöner Säure, sehr lebendig am Gaumen. Limettenschale im langen Abgang. Mit Luft wird er komplexer und deutet noch Zukunft an. Schöner Wein.

RIESLING SCHÜTT 1986 KNOLL
Goldfarben im besten Sinne. Der Duft ist reifer und mehr nach getrockneten Marillen und trocken Kräutern. Mango, gesponnener Zucker. Nie unangenehm. Nach ein paar Minuten wirkt der Wein frischer und mit einem Hauch Minze. Eine tolle Flasche, mit perfekter Säure und Länge. Steht im Glas wie eine" Eins". Wunderbar.

BATARD MONTRACHET 1992 RAMONET
Goldgelb, zurückhaltende Nase. Kandiszucker, Apfel, Stroh, Kräuter. Später etwas Butterscotch. Die zuerst verhaltene Säure kommt immer mehr in Schwung und gibt ihm mehr Finesse. Ein leichtes Bitterl schmecke ich hin und wieder. Weitere Luft bringt weitere Größe. Tolle Flasche aus einem bescheidenen Jahr.

GEVREY CHAMBERTIN 1ER CRU CLOS ST. JACQUES 1978 CLAIR DAU
Die Burgunder Festspiele gehen weiter. Julius NEUBAUER, der hauseigene Sommelier, hat dem Wein nicht viel Luft gegeben, somit wurde er nicht vom Depot befreit. Sprich zu der hellroten, durchscheinenden Farbe, kommen noch jede Menge Trübstoffe dazu. Aber das ist ja gesund.... Und dann eine so charmante, einladende Nase. Elegant und dezente Erdbeernoten. Laub und Kräuter. Kirsche und etwas Orange. Bis zum langen Abgang zieht sich diese ätherische Fruchtnote und die elegante Säure. Großartige Flasche.

GEVREY CHAMBERTIN 1ER CRU LAVAUX ST. JACQUES 2005 ROUSSEAU
Berühmter Winzer, Nachbarlage der oben erwähnten bekannteren und auch besseren. Vergleichsweise jung, und so ist die Farbe fast aufdringlich rot. Marzipan, Mandel, Kirsche. Sehr feine Nase, wirkt etwas üppig. Ein Wein immer noch am Beginn, kräftig, für einen Burgunder. Gute Säure und Struktur. Braucht viel Luft um etwas trinkiger zu werden. Gerne in ein paar Jahren wieder.

CABERNET MERLOT 1992 ERNST TRIEBAUMER
Tolle, lebendige Farbe. Staubige Nase, Kreide, Paprikapulver edelsüß. Am Gaumen wirklich schön und mit feiner Säure und anständigen Tannin. Paprika und Johannisbeeren bleiben dominierend. Gute Länge, bleibt dicht und fein im Abgang. Schöner Wein.

CHATEAU MOUTON ROTHSCHILD 1989
Stinkerl zu Beginn. Auch Kreidestaub und er braucht viel Luft um das los zu werden. Dann zeigt er seine Klasse. Sehr elegantes, verwobenes Tannin. Die Frucht kommt auf. Johannisbeeren, Kräuter und gute Erdigkeit. Tolle Länge und Struktur. Wird noch einige Zeit halten. MOUTON at its best.

CASTELGIOCONDO BRUNELLO RISERVA 1990 FRESCOBALDI
Sehr reife Nase und Farbe. Schon viel Liebstöckl, trockene Tannine bereits. Im Vergleich zu den anderen Weinen schwach.

BAROLO CASCINA FRANCIA 1990 GIACOMO CONTERNO
Feine Farbe und Flasche. Tee, Kräuter, Unterboden. Laub, Piemont pur. Kirsche, Haselnuss, Kaffee. Feine Länge und das Tannin bleibt recht eingebunden. Etwas sticht die Säure am Ende hervor, aber es ist eine gute Flasche.

SASSICAIA 1990 TENUTA SAN GUIDO
Jep, eine tolle Nase. Etwas staubig und etwas kommt dann die Reife. Aber man freut sich zu kosten. Johannisbeeren und Paprika, Laub und auch ein wenig Tee. Tannin ist anfangs gut, dann etwas trocken. Insgesamt ein schöner Wein, jedoch bleibt er für mich hinter den Franzosen zurück. Wieder mal, jammern auf hohem Niveau.

Ein gelungener Abend, Lob auch an den Julius für das richtige Vorbereiten der Weine und eine gute Reihung.

Das Weinlog auf SPEISING.NET von Michael Kantor