Deutsche Versteigerungsweine: Geschichte und Selektion
 

Deutsche Versteigerungsweine: Geschichte und Selektion

 
Seit 1910 sind die VDP.Versteigerungen ein Höhepunkt im Veranstaltungskalender der VDP.Prädikatsweingüter und Weinliebhaber aus der ganzen Welt treffen sich, um auf die raren Weine zu bieten. Die VDP.Versteigerungen bringen die besten Weinpartien des aktuellen Jahrganges und ausgesuchte Raritäten aus den Schatzkammern der Weingüter des vormaligen „Verbands Deutscher Naturweinversteigerer“ auf den nationalen und internationalen Markt. Sie gelten Jahr für Jahr als Gradmesser der Wertschätzung für die Spitzenweine der VDP.Prädikatsweingüter des neuen Jahrgangs. War die Versteigerung Anfang des 20. Jahrhunderts noch ein Schlüsselelement vor allem für die internationale Vermarktung, so dienen die Versteigerungen heute in erster Linie der Öffentlichkeitsarbeit und der Positionierung ausgesuchter Raritäten.

Rar muss aber nicht zwingend teuer heißen. Natürlich stürzen sich Medien jährlich auf die meist von Trockenbeerenauslesen erzielten Rekordpreise, die gerade in den letzten Jahren astronomische Höhen erreicht haben. VDP-Winzer Egon Müller zum Beispiel erzielte 2015 für seine 2003er Scharzhofberger Trockenbeerenauslese sensationelle 12.000 Euro je 0,75-Liter-Flasche. Es gibt aber in der Regel auch zahlreiche spannende Weine unter 100,- zu entdecken. Und das nicht nur für ausgewählte Weinprofis, sondern für jedermann, denn die Liste der zu versteigernden Weine ist vorab einzusehen und jeder kann mitbieten.

Die wichtigsten Versteigerungen in Deutschland sind der Große Ring und der Bernkasteler Ring an denen Weine des VDP Mosel angeboten werden.

In Kloster Eberbach werden die Weine des VDP Rheingau und der Hessischen Staatsweingüter Kloster Eberbach versteigert und natürlich in Bad Kreuznach wo sich das Who is Who der Winzer von Nahe, Pfalz, Ahr und Rheinhessen ein Stelldichein geben.

Die VDP.Versteigerungen haben eine Besonderheit: Die durch einen Aufkleber als „Versteigerungsweine“ ausgezeichneten Gewächse werden von den VDP.Weingütern ausschließlich auf diesen VDP.Versteigerungen angeboten. Sie sind im freien Handel nur dann erhältlich, wenn ein Käufer seine Flaschen wiederverkauft. In der Regel verschwinden sie im Anschluss an die Versteigerung in den Schatzkammern und werden nur zu besonderen Gelegenheiten präsentiert. 

Auch wir sind immer auf der Suche nach diesen Weinen und konnten in den letzten Jahren eine beachtliche Menge aufstöbern, die wir hier zum ersten Mal gesammelt anbieten können. 20 Positionen mit 70 Flaschen! Viel Spaß beim Schmökern.

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Bestellungen bitte an info@trinkreif.at.
First come, first serve. Es gelten unsere AGB.

 

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ZUR GESCHICHTE DER VERSTEIGERUNGEN
Quelle: Verband deutscher Prädikatsweingüter


DIE ANFÄNGE


Wann in Deutschland erstmals Weine öffentlich versteigert wurden, lässt sich nicht exakt rekonstruieren. Alle Spuren führen jedoch in den Rheingau und die bewegten Jahre nach dem Ende des Alten Reiches. Zu Beginn des 19. Jahrhunderts waren die Besitzverhältnisse durch Säkularisation von Kirchenbesitz zugunsten der neuen Landesherren ebenso umgewälzt worden wie durch die Entschädigung von Adeligen mit Grundbesitz rechts des Rheins, die durch die Annexion des linken Rheinufers durch Frankreich ihre dortigen Besitzungen verloren hatten. Zwei der neuen Landesherren von Napoleons Gnaden lassen erstmals 1804 in Hattenheim und Eltville Weine versteigern. 1806 findet eine erste Versteigerung in den Räumen der vormaligen Abtei Eberbach statt. Aufgekauft wird der Wein von Weinhändlern aus Frankfurt, Mainz, Koblenz und Köln. An schiffbaren Flüssen verkehrsgünstig gelegenen, sind diese Städte seit dem Mittelalter die Zentren des Weinhandels mit „Rheinwein“.

Von 1816 an werden Weine versuchsweise in Flaschen verkauft, Das Experiment wird aber 1825 wieder eingestellt und die Domanial- und Cabinet-Weine fortan hauptsächlich wieder im Fass auf dem Weg der Versteigerung abgesetzt. Auch adelige Güter und bald auch Privatpersonen versuchen ihre Weine auf dem Weg der Versteigerung möglichst gewinnbringend selbst zu vermarkten. Das stetig wachsende Angebot führt im Rheingau seit den 1820er Jahren zur Gründung erster Weinhandlungen und – mit einiger Verzögerung – zur der Etablierung einer (dann stetig wachsenden Zahl von) Maklern (Kommissionären).

DER INTERNATIONALE DURCHBRUCH UND DER ERSTE ZUSAMMENSCHLUSS

Die Rheingauer Versteigerungen verschaffen den Rheinweinen bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts ein internationales Renommee, das in der damaligen Zeit nur noch mit dem der crus classés aus dem Médoc und dem Sauternais zu vergleichen ist. In Deutschland wie in England sind weiße Rheinweine zusammen mit französischen Rotweinen, Champagner sowie Süßweinen fester Bestandteil jedes Menüs. In den anderen Qualitätsweinbaugebieten Deutschlands, namentlich der Rheinpfalz, an der Mittelmosel und der Saar sowie an der rheinhessischen Rheinfront setzt sich die Idee der Selbstvermarktung der Spitzenweine auf dem Versteigerungsweg nur sehr langsam durch.

Nach einer Serie guter bis sehr guter Jahrgänge ausgangs der 1850er bis Mitte der 1860er Jahre – an Mosel und Saar etwa die Jahrgänge 1857, 1858, 1859, 1862 und 1865 – finden ab Mitte der 1860er Jahre finden auch in der weitab der Hauptverkehrswege gelegenen Stadt Trier mehr und mehr gemeinschaftliche Weinversteigerungen statt. „Die Großgrundbesitzer, die edle Naturweine erzeugen, begannen, mit allen ihnen zur Verfügung stehenden Mitteln gegen ein allzu großes Angebot an verbesserten Weinen anzukämpfen. Die Naturweinversteigerer waren die ersten, die in einem Zusammenschluss ein geeignetes Mittel erblickten, um den Handel wie die Verbraucher auf ihre naturreinen Erzeugnisse aufmerksam zu machen. Für das einzelne Weingut bedeutete ohnehin die Versteigerung ein großes Risiko, weil sie mit hohen Kosten verbunden, keineswegs immer von Erfolg begleitet war. Verschiedene Besitzer schlossen sich zunächst für eine Versteigerungswoche zusammen und teilten alle Kosten gemeinschaftlich. Lange Zeit bestanden in Trier drei verschiedene Versteigerungsringe, die allerdings nach außen hin nicht in Erscheinung traten, weil sich ihre Versteigerungen unmittelbar aneinanderreihten.“ (Loeb 1922)



DIE WURZELN DES VDP (VERBAND DEUTSCHER PRÄDIKATSWEINGÜTER)

Im November 1910 entsteht der „Verband Deutscher Naturweinversteigerer“ (VDNV). Treibende Kraft hinter den Zusammenschlüssen der drei Trierer Versteigerungskonsortien wie auch hinter dem Zusammenschluss der Naturweinversteigerervereine aus dem Rheingau, der Pfalz, aus Rheinhessen und von der Mosel ist der Trierer Oberbürgermeister Albert von Bruchhausen (Zentrum). Im Hintergrund wirken die Brüder Bassermann-Jordan aus Deidesheim. Bruchhausen wird – auf Vorschlag der Rheinpfalz - auch erster Präsident des VDNV. Im Protokoll der konstituierenden Versammlung des VDNV, die am 26. November 2010 in Koblenz stattfindet, heißt es unter anderem, Mitglieder des Verbandes sollten nur solche Vereine werden können, deren Satzungen ausschließlich den Absatz selbstgekelterter Naturweine zuließen. 

Über die Versteigerungen hieß es, es sollte tunlichst vermieden werden, dass die Versteigerungstermine der angeschlossenen Vereine zusammenfinden. Für 1911 sei dies allerdings kaum zu befürchten, da die Mosel Ende März oder Anfang April, Rheinhessen in der zweiten Hälfte des Monats, die Rheinpfalz Anfang Mai und der Rheingau von Mitte Mai ab zu versteigern gedächten.  Für die Zukunft ins Auge gefasst werden sollen eine „gemeinschaftliche Reklame für deutschen Wein, vorzugsweise im Auslande“. Desgleichen eine gemeinsame Ankündigung der Versteigerung der Regionalvereine in Fach- und Tageszeitungen. Diese solle „in Kürze enthalten die Versteigerungstermine der einzelnen Vereine und zusammenfassende Angaben über die Mengen und Jahrgänge der zum Ausgebot kommenden Weine“.

DER ZWEITE WELTKRIEG

In Trier werden die großartigen 1937er Weine im Frühjahr 1939 versteigert - allerdings zu restriktiven Bedingungen wie den Höchstpreisen, die 1937 dem sogenannten „Große n Ring“ wie allen anderen Weinversteigerern von dem Reichskommissar für Preisbildung diktiert worden waren. Die nächste Versteigung in Trier, so ist Anfang 1940 einer Annonce in der Zeitschrift „Der deutsche Weinbau“ zu entnehmen, solle vom 16. bis zum 18. April stattfinden.  Kurzfristig wird sie wie alle allen Versteigerungen verboten. Im Hintergrund dieser Entscheidung stehen die Umstellung auf Kriegswirtschaft, der stetig steigende Bedarf der Wehrmacht und auch das nahende Ende des „Sitzkrieges“ zwischen Nazi-Deutschland auf der einen und Frankreich und Großbritannien auf der anderen Seite. 

Es dauert mehr als zehn Jahre, bis die Tradition der Weinversteigerungen wiederaufgenommen werden kann. Nach sechs Jahren Krieg, drei Jahren französischer Besatzung mit drakonischen Beschränkungen für den Weinverkehr und ein knappes Jahr allmählicher Normalisierung (nach der Währungsreform), kommen Mitte Februar 1949 in Trier „Spitzenweine eines Spitzenjahrgangs“, wie es später in der „Deutschen Wein-Zeitung“ heißt, unter den Hammer.

DAS NEUE WEINGESETZ UND DIE GRÜNDUNG DES VDP

Im Mai 1970 hält die „Vereinigung Rheingauer Naturweinversteigerer“ letztmalig eine Naturweinversteigerung ab. Mit dem Inkrafttreten des neuen Weingesetzes im Jahr 1971 darf der Begriff Naturwein (bis heute) nicht mehr verwendet werden. Begründung (aus dem Entwurf des Weingesetzes in der Fassung vom 14. April 1967: „Die früher im Weingesetz erlaubte Bezeichnung ,natur’ hat sich in den Augen der Verbraucherschaft als ein Qualitätsbegriff herausgebildet mit der Folge, daß in größerem Maße angezuckerte Weine als Naturweine in Verkehr gebracht worden sind. Die Zuckerung selbst ist analytisch von der Weinkontrolle nicht nachzuweisen und nicht zu überwachen. Sowohl im Interesse des Verbraucherschutzes wie im Interesse des redlichen Weinverkehrs sollte daher der Hinweis auf Naturbelassenheit eines Weines künftig entfallen. Dies gilt auch für Ersatzausdrücke des Wortes ,natur`, wie die Bezeichnung ,ohne zugesetzten Zucker`.“ Der VDNV, der seit vergeblich gegen dieses Vorhaben wie auch gegen die Abschaffung der „Originalabfüllung“ protestiert hat, steht vor der Selbstauflösung. Peter von Weymarn (Weingut Heyl zu Herrnsheim, Nierstein) kann die 16 Vertreter der nur noch 75 Mitgliedsbetriebe umstimmen. Im Jahr 1972 gibt sich der Verein den Namen „Verband deutscher Prädikätsweinversteigerer“ (VDPV).

Auf einer Sitzung des Präsidiums des VDPV setzt sich am 13. Juni 1973 die Einsicht durch, dass das Wort „Versteigerer“ unter allen Umständen fallengelassen werden solle, „da es nicht den Tatsachen entspricht und daher auch gesetzlich nicht durchzusetzen ist“. Es wird beschlossen, sich künftig „Verband Deutscher Prädikatsweingüter e.V.“ zu nennen, abgekürzt V.D.P. e.V.. Über die Verwendung des „inzwischen freien Adlerzeichens“ heißt es, „daß das Adlerzeichen für den Export deutscher Qualitätsweine von entscheidender Bedeutung geworden sei, und zwar derart, daß manche ausländischen Abnehmer nicht mehr so sehr nach der Herkunft des Weins, als nach der Auszeichnung mit dem Adlerzeichen fragen“.