Jochen Höller

Bio

‚Texte sind meine Basis, Bücher mein Material – ihre Inhalte erzeugen eine Vorstellung der Welt, doch ein geänderter Blick lässt sie uns wieder anders begreifen – die Welt ist sozusagen eine Aneinanderreihung relativer Wahrheiten – oder ist sie letztlich nie so, wie sie uns erscheint?‘
Jochen Höller

Jochen Höller ist 1977 in Amstetten geboren. Studium der Bildhauerei an der Kunst-Uni Linz. Er lebt und arbeitet in Wien seit 2001. 2011 gewann er den Walter Koschatzky Wettbewerb, 2016 den Strabag Art-Award, 2018 den Werte-Award der Strabag SE und den 1. Preis des Bibelwerk-Austria für die Skulptur ‚Stairway to Heaven‘; Ausstellungen unter anderem in der Staatlichen Kunsthalle Baden-Baden, Boghossian Foundation Brüssel, Museum der Arbeit in Hamburg, HDLU Zagreb, Kunstmuseum Osijek, ACF-London, Künstlerforum Bonn, Künstlerhaus Saarbrücken, Vasarelly Museum Budapest,…

Fotos: Simon Veres; © Bildrecht 2018

Werkverzeichnis mit Preisen

Werke

Rauschende Paradiese

‚Die Achse, welche das Rohe und das Gekochte vereint, ist ein Charakteristikum der Kultur, diejenige, welche das Rohe und das Verfaulte verbindet, ein Charakteristikum der Natur, da das Kochen die kulturelle Transformation des Rohen voll-endet, so wie die Fäulnis seine natürliche Transformation ist.‘ Claude Lévi-Strauss, Mythologica 1

Mit der Vorstellung eines neuen Arbeitsprozesses für trinkreif präsentiert Jochen Höller eine künstlerische Rezeptur, die sich mit dem Kultivieren von Geistesangelegenheiten auseinandersetzt. Mit der uneinheitlichen Herkunft und Verwendung des Begriffs GEIST kann ein Schaffensprozess durch SPIRIT, wie es im Englischen so schön heißt, auf sowohl kulinarische als auch transzendente Art interpretiert werden.

Eine passende Assoziation, wenn man die historische Komponente mit der Zuwendung des Rauschens und dessen genussvoller Begleitung dem Wein in Betracht zieht. Historisch belegt ist, dass das Künstlerische und dessen berauschende Wirkung des Schaffens eng mit der Muse aus der Flasche verbunden ist. Doch dem Geistlichen ist auch noch vieler Art Spiritualität angehaftet, die aller Art ritueller und geistiger Praktiken Tür und Tor öffnet.

Als sich Friedrich Nietzsche im Anhang zu ‚Also sprach Zarathustra‘ mit ‚Dionysos und Dithyramben‘ und somit auf das Besingen des griechischen Gottes der Lebensbejahung und auf die ewige Wiederkunft einließ, war klar, dass hier auch bewusst die Eigenschaften der Ekstase und des Wahnsinns als zusätzliche Gedankenmuster angelegt sind.

Auch Jochen Höller hat das Pouvoir, diese großen berauschenden Kategorien in seinen Arbeiten anzugehen, sie in seinen zirkulierenden Defragmentierungen und rechercheintensiven Kompositionen mit neuem Geist auszustatten.

Das Geheimnis und dessen Antrieb, wie aus dem Rohen das Gekochte wird, welche Rezeptur, mit welchen Zutaten und Dosen benötigt wird, bleiben uns, und vielleicht auch ihm, weitgehend verborgen.

Wir können jedoch auf die neuen Arbeiten blicken und sie lustvoll interpretieren, schöngeistig-sinnlich annehmen oder auch in eine kritisch-fragende Position gelangen, um dem Spirit der rauschenden Paradiese Höllers einen Schritt näher zu kommen.

(Autor: Georg Russegger)