Biodynamische Praktiken auf Romanée-Conti
 

Biodynamische Praktiken auf Romanée-Conti

 
Biologisch, Biodynamisch, Natürlich – viele Begriffe, wenig Klarheit. Während es bei manchen Sommeliers ausschließlich Weine auf die Karte schaffen, die biologisch oder biodynamische zertifiziert sind, heben andere Weinliebhaber bei diesen Ausdrücken nur skeptisch die Augenbraue. Tatsache ist, dass einiges an Verwirrung rund um diese (nicht mehr allzu neuen) Praktiken herrscht und Konsumenten oft unsicher sind, was sie von Weinen unter diesen Siegeln erwarten können. Es folgt daher eine kurze Zusammenfassung der Begrifflichkeiten:

Biologischer Weinbau wird allgemein definiert als Anbaumethode, die auf die Verwendung von künstlichen (industriell synthetisierten) Dünge- und Spritzmittel verzichtet. Es dürfen nur natürlich vorkommende Substanzen benutzt werden und die gesamte Schädlings- und Krankheitsbekämpfung basiert vielmehr auf einer Verhinderung anstatt einer Heilung. Blattdünger sind im biologischen Weinbau nicht erlaubt und es herrscht der Grundsatz den Boden und nicht die Rebe zu füttern, was hauptsächlich durch die regelmäßige Aufbringung von Kompost erfolgt.

Biodynamischer Weinbau legt das Hauptaugenmerk ebenfalls auf die Erhaltung eines gesunden Bodens. Die Landwirtschaft soll außerdem eher als ganzheitliches Ökosystem betrachtet werden, denn als kommerziell effiziente Monokultur. Die vollständige Übernahme biodynamischer Praktiken erfordert zudem die Anwendung von homöopathischen Dosen nummerierter, dynamisierter Spezialpräparate. Sie basieren jeweils auf fermentiertem Kuhmist (500), zu Pulver gemahlenem Quarz (501), Schafgarbe (502), Kamille (503), Brennnesseln (504), Eichenrinde (505), Löwenzahn (506), Baldrian (507) und Schachtelhalmpflanze (508). Wichtige Weinbau- und Kellerpraktiken sollen nach dem kosmischen Kalender ausgerichtet werden.



An dieser Stelle ist es wichtig festzuhalten, dass die biodynamischen Prinzipien nicht alle zur Gänze umgesetzt werden müssen, um eine Zertifizierung zu erhalten. Selbstverständlich dürfen keine Produkte verwendet werden, die nicht von der Organisation erlaubt sind, aber es ist beispielsweise möglich, auch ohne die Verwendung der einzelnen Präparate oder als Monokultur ein biodynamisches Siegel zu erhalten.Sowohl biologischer als auch biodynamischer Wein unterliegt nicht nur im Weingarten speziellen Richtlinien, sondern auch im Keller. Nichtsdestotrotz gehören beide nicht automatisch in die Kategorie der Naturweine.

Naturwein unterliegt keiner rechtlichen Definition und wir sind mit dem Begriff eher unglücklich, da die Natur ohne Mensch keinen Wein, sondern bestenfalls Essig hervorbringt. Wir bevorzugen den Begriff Low-Intervention-Wein. Es ist aber weitgehend üblich einen Wein so zu bezeichnen, der biologisch/biodynamisch bewirtschaftet und hergestellt wird, ohne etwas im Keller hinzuzufügen oder zu entfernen. Es werden keine Zusatzstoffe oder Verarbeitungshilfsmittel verwendet und der Eingriff in den natürlich ablaufenden Fermentationsprozess wird auf ein Minimum beschränkt. Daher werden weder Schönung noch (starke) Filtration verwendet. Da entweder kein oder nur ein Minimum an Schwefel vor der Abfüllung benutzt wird, werden diese Weine oft mit mehr oder minder starker Oxidation assoziiert, was aber nicht zwangsläufig immer der Fall sein muss.



 

Biodynamie bei Romenée- Conti

Ob biologisch, biodynamisch, minimalinvasiv, mit zu- oder abnehmendem Mond bereitet. Für uns bei trinkreif zählt am Ende des Tages das Ergebnis in der Flasche. Und Hand aufs Herz, wer ist nicht hingerissen von den absolut einzigartigen, endlos eleganten Weinen der Domaine de la Romanée-Conti? Gleichzeitig stellt sich jede Weinliebhaberin/jeder Weinliebhaber, die/der schon einmal in den Genuss dieser bedauernswerterweise raren Tropfen gekommen ist die Frage, was auf der Domaine so besonders und anders gemacht wird, um diese konstante und weltweit geschätzte Qualität hervorzubringen.

Auf Romanée-Conti ist man schon viel zu lange im biologischen/biodynamischen Geschäft unterwegs um noch als Hipster zu gelten, weswegen man getrost auf Wachskappe und handgezeichnetes Etikett verzichten kann. Bereits seit 1985 werden alle Weingärten biologisch bewirtschaftet und fast genauso lange mit dem biodynamischen Ansatz experimentiert. Seit dem 2008er Jahrgang ist die Domaine zu hundert Prozent biodynamisch, wobei Aubert de Villaine, der über Jahrzehnte für die Geschicke des Weinguts mitverantwortlich war, die Biodynamie durchaus pragmatisch sieht.



Für ihn war der große Qualitätssprung eher während der Umstellung von konventionellem zu biologischem Weinbau spürbar, als bei der Umstellung auf biodynamische Praktiken. Während eines Gesprächs mit Jamie Goode meinte Villaine: „Wir haben uns entschieden, vollständig biodynamisch zu werden, weil es kompliziert war, nur einen Teil des Weinbergs biodynamisch zu bewirtschaften. Ehrlich gesagt sehe ich keine Überlegenheit in der Qualität des Weins. Viele Menschen sind direkt vom konventionellen Weinbau zur Biodynamik übergegangen und sie sehen, was wir beim Übergang von der konventionellen zur biologischen gesehen haben.“ Seine frühere Meinung, dass biologischer Weinbau nicht zur Qualität der Trauben sondern nur zu besseren Lebensbedingungen und gesünderem Boden beiträgt hat er bereits revidiert. „Biodynamik ist für mich keine Religion, sondern es geht mehr darum, Konzentration und Finesse in die Weine zu bekommen. Ich denke, was wir gewonnen haben, ist Finesse und Reife aufgrund einer besseren Balance zwischen Ertrag und Terroir.“ Kupferspritzungen hält er für problematisch und nicht nachhaltig und erhofft sich von der Biodynamie durch die Verwendung von Pflanzenstoffen, diese Produkte reduzieren zu können.

Sein Ziel ist es außerdem das tiefe Wurzeln der Rebstöcke zu fördern, damit diese besser gegen Wasserstress und Krankheiten gewappnet sind. Für die mystische Seite der biodynamischen Theorie interessiert sich Villaine überhaupt nicht. „Wie erklärt man die Biodynamik? Ich habe keine Ahnung. Das Gleiche gilt für die Homöopathie - trotzdem funktioniert beides.“ Im Keller habe sich seit der Umstellung gar nichts verändert, denn die war laut Aubert de Villaine schon immer von geradezu biblischer Einfachheit.



 

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